"Tango" in Todeszone

Zweiter naher Stern bei Schwarzem Loch entdeckt

Wissenschaft
05.10.2012 10:29
Das sogenannte Supermassive Schwarze Loch im Herzen unserer Milchstraße hat offenbar zwei Begleiter. US-Astronomen haben einen zweiten Stern entdeckt, der es in nächster Nähe elliptisch umkreist. Der Himmelskörper mit der Nummer S0-102 benötige für eine Umrundung des Massemonsters elfeinhalb Jahre, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Science".

Das sei die bis dato kürzeste bekannte Umlaufzeit, berichtet ein Forscherteam um Leo Meyer von der University of California in Los Angeles, das den Stern mithilfe zweier baugleicher Spiegelteleskope des Keck-Observatoriums (Bild) am am Gipfel des 4.200 Meter hohen Vulkans Mauna Kea auf der Insel Hawaii entdeckt hat.

Andere derartige Sterne seien etwa 60 Jahre lang rund um ein Schwarzes Loch unterwegs, so die Astronomen. Bereits zuvor war der Stern S0-2 entdeckt worden, der ebenfalls auf einer stabilen Bahn quasi in der Todeszone um das Supermassive Schwarze Loch kreist und für eine Umrundung desselben etwa 16 Jahre benötigt.

Hoffen auf Erkenntnisse zu Relativitätstheorie
Nach Angaben der Forscher könnte die Neuentdeckung weitere Erkenntnisse über die Relativitätstheorie Albert Einsteins und seine Annahmen zu den Schwarzen Löchern mit ihren hohen Anziehungskräften liefern. Die leitende Wissenschaftlerin Andrea Ghez erklärte, durch den "Tango" der Sterne S0-102 und S0-2 könne "die tatsächliche Geometrie des Raums und der Zeit in der Nähe eines Schwarzen Lochs" untersucht werden. Ein einziger naher Himmelskörper reiche dazu hingegen nicht aus.

Schwarze Löcher entstehen, wenn Sterne kollabieren und ihre Masse sich verdichtet. Sie gehören zu den stärksten Kräften des Universums. Ihre Schwerkraft ist so groß, dass nicht einmal Licht ihnen entkommen kann. "Normale" Schwarze Löcher haben nach bisherigen Erkenntnissen im Schnitt die 14- bis 15-fache Masse unserer Sonne. Supermassereiche Schwarze Löcher, auch Supermassive Schwarze Löcher genannt, wie jenes im Zentrum der Milchstraße verfügen hingegen über eine Masse, die um das Millionen- oder gar Milliardenfache höher liegt.

Forscher suchen nach Pendelbewegungen
Die Allgemeine Relativitätstheorie, mit der Einstein im Jahr 1916 das Verständnis von Raum und Zeit revolutionierte, besagt, dass die Zeit und der Raum durch die Präsenz von Materie beeinflusst werden. Demnach können schwere Körper wie etwa die Erde wegen ihrer natürlichen Anziehungskraft eine Krümmung des Raums verursachen. Die Forscher aus Kalifornien wollen nun nach Pendelbewegungen in den Umlaufbahnen der beiden neu entdeckten Sterne bei ihrer Annäherung an das Schwarze Loch suchen, um nachzuweisen, dass der Krümmungseffekt sie beeinflusst.

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