Qual für Adoptivkids

Zweite Muttersprache bereitet Kindern Probleme

Wissenschaft
23.12.2008 11:15
Jedes dritte aus dem Ausland stammende Adoptivkind hat Sprachprobleme. Zu diesem Schluss kommen Forscher der norwegischen Universität Stavanger. Die Umstände einer Adoption führen dazu, dass die Sprachentwicklung von Kindern wenig Beachtung findet. Denn obwohl die Kinder erstaunlich schnell die neue Alltagssprache übernehmen, lernen sie bestimmte Ausdrücke nur oberflächlich. "Das kann im späteren Bildungsverlauf zu Problemen führen", so Studienleiterin Kari Åse Wagner. Sie fordert stärkere Aufmerksamkeit für Adoptivkinder seitens Kindergärten und Schulen.

Über den Erfolg des Sprachlernens entscheidet vor allem das Alter des Kindes bei der Adoption, bei der auch der Sprachwechsel stattfindet. Der Erwerb der Erstsprache beginnt bereits im Bauch der Mutter, deren Stimme das Kind hört. Tests konnten nachweisen, dass Säuglinge Klang- und Intonationsmuster aus der Sprache der Mutter gegenüber denen anderer Sprachen bevorzugen.

Mit sechs Monaten beginnt das Kind schließlich, Laute aus der Muttersprache selbst nachzuahmen, ab drei Jahren dient die Sprache vorrangig zur Mitteilung von Wünschen, zur Kommunikation mit anderen Kindern und zum Spielen. Je jünger ein Kind adoptiert wird, desto weniger Probleme sind für die Sprachumstellung zu erwarten. Eine späte Adoption bedeutet für viele Kinder, dass sie die Sprache oberflächlicher erlernen.

Erwachsene schätzen Sprachvermögen der Kinder falsch ein
Kinder übernehmen zwar sehr schnell die neue Alltagssprache und sind mit drei bis vier Jahren schon regelrechte Experten im Nachsprechen von Wörtern. Die Bedeutung der Wörter bleibt ihnen jedoch teilweise verschlossen. Das führt Erwachsene oft zum Fehlglauben, die Kinder seien in der Sprachentwicklung bereits weiter fortgeschritten, als es tatsächlich der Fall ist. Das fehlende Verständnis ist in Sprachtests kaum messbar, auch beim Lesen gibt es zunächst kaum Probleme.

Wenn sprachliche Herausforderungen jedoch wachsen, Anweisungen im Klassenzimmer nicht verstanden werden und Gelesenes zur wichtigsten Quelle des Wissenserwerbs wird, kommt es zu Konflikten. (pte)

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