"Ökologische Falle"

Wiener Turmfalken kämpfen mit Nahrungsmangel

Wissenschaft
27.05.2014 12:54
Turmfalken finden in der Wiener Innenstadt zwar attraktive Nistplätze, die zentrale Lage entpuppt sich dennoch als "ökologische Falle", wie die Universität Wien am Dienstag mitteilte. Denn die Nachkommen der Raubvögel haben mangels tagaktiver Beutetiere weniger Überlebenschancen. Das zeigt die Beobachtung von mehr als 400 Turmfalken-Nester in Wien seit 2010.

Im ländlichen Raum brüten Turmfalken in Felsnischen oder verlassenen Krähennestern auf Bäumen. Als Beute dienen ihnen etwa Feldmäuse. Aufgrund des verlockenden Angebots an Nistplätzen in Wiens Altbauten wie Dachbodenluken oder Fassadennischen zieht es die Vögel zunehmend in die Stadt. Petra Sumasgutner, die das seit 2010 durchgeführte Turmfalken-Monitoring initiiert hat, hat in Wien die bis dato höchste Brutpaar-Dichte von Turmfalken in einer europäischen Großstadt vorgefunden.

Allerdings ist der Bruterfolg der Turmfalken deutlich geringer als im ländlichen Raum, erklärte die Wissenschaftlerin am Dienstag in einer Aussendung der Uni Wien. Es zeigte sich, dass es nicht genügend Beutetiere gibt, um alle geschlüpften Jungtiere durchzufüttern. Im Kot der primär bei Tag jagenden Turmfalken aus innerstädtischen Lagen wurde ein vergleichsweise geringer Anteil an Nagern wie Mäusen als Beutetiere festgestellt.

Vögel schätzen Nahrungsangebot falsch ein
"Der erhöhte Aufwand, andere Beute als Nager zu schlagen, etwa Vögel, könnte sich auf den Bruterfolg der Turmfalken in der Wiener Innenstadt auswirken", so Sumasgutner. "Offensichtlich ist es schwierig für Turmfalken, bei der Suche nach Nistplätzen die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln zu beurteilen", so die Wissenschaftlerin, die bereits an der University of Cape Town in Südafrika arbeitet. Dieser Fehler könnte dazu führen, dass die Vögel die Qualität des Lebensraums Stadt überschätzen und trotz Verfügbarkeit von besseren Möglichkeiten in innerstädtischen Lagen Nester bauen. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Fachjournal "Frontiers in Zoology" veröffentlicht.

Interessierte können das Forschungsprojekt weiter unterstützen und Beobachtungen über brütende Falken melden, und zwar unter der Telefonnummer 0664/566 60 45 oder per Mail an turmfalkeninfo@gmx.at!

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