Kann tödlich enden

WHO warnt vor Antibiotika-Resistenzen

Wissenschaft
30.04.2014 16:00
Die Weltgesundheitsorganisation ist alarmiert. Resistenzen gegen Antibiotika nehmen zu. Dies gilt auch für keimtötende Arzneimittel, welche als "Reserve" bei sonst schlecht behandelbaren bakteriellen Infektionen verwendet werden. Dies stellt die WHO in einem aktuellen neuen Bericht fest. Auch Österreich wird darin genannt.

Speziell gefährlich sind zum Beispiel Resistenzen gegen sogenannte Carbapeneme, welche als letztes verwendbares Mittel bei schweren Infektionen mit bestimmten Darmbakterien (Klebsiella pneumoniae) verwendet werden. Die WHO: "In manchen Staaten wirken diese Carbapenem-Antibiotika nur noch etwa bei der Hälfte der gegen Klebsiella-Infektinonen behandelten Patienten." Die Keime finden sich besonders in Krankenhäusern als "Spitalskeime", rufen invasive Infektionen (Sepsis etc.) bei schwerkranken Patienten in Intensivstationen oder bei Babys hervor.

Probleme bei E. coli-bedingten Infektionen und Gonorrhoe
Ähnlich ist die Situation auch in vielen Staaten bei den häufigen E. coli-bedingten Infektionen des Harntraktes. Hier ist eine Therapie mit den in den 1980er-Jahren als hoch wirksame Breitband-Antibiotika eingeführten Fluorchinolonen (Ciprofloxacin, Norfloxacin etc.) ebenfalls bei mehr als der Hälfte der Betroffenen nicht mehr wirksam.

Als letztes Monotherapeutikum bei Gonorrhoe stehen vor allem Cephalosporine der dritten Generation (Cefixim, Ceftriaxon) zur Verfügung. Doch auch hier gibt es alarmierende Daten. So heißt es bei der WHO: "Bestätigt wurden Behandlungsversager bei Gonorrhoe mit den letzten zur Verfügung stehenden Medikamenten, den Chephalosporinen der dritten Generation, in Österreich, Australien, Kanada, Frankreich, Japan, Norwegen, Südafrika, Slowenien, Schweden und Großbritannien. In den westlichen Industrieländern werden bei diesen Infektionen vermehrt Kombi-Therapien verwendet, um der Gefahr zu begegnen. Dabei infizieren sich mehr als eine Million Menschen weltweit jeden Tag mit Gonorrhoe."

In Österreich wird laut der Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium, Pamela Rendi-Wagner, überlegt, ob man die Daten von Gonokokken-Tests auf Resistenzen in den jährlichen Resistenz-Bericht (AURES) einbauen sollte. Das Problem lag bis vor Kurzem darin, dass es keine standardisierten und vergleichbaren Kriterien für die Resistenztestung ab.

Risiko der Sterblichkeit erhöht sich teilweise enorm
Schließlich haben Untersuchungen gezeigt, dass Infektionen mit multiresistenten (Methicillin-resistenten) Staphylococcus-aureus-Keimen in Krankenhäusern mit einer um 64 Prozent erhöhten Mortalität einhergehen. Auch bei der Tuberkulose (TB) existiert eine anhaltende Gefahr: 3,6 Prozent der TB-Neuerkrankungen weltweit gehen auf multiresistente Erreger zurück, ebenso 20,2 Prozent der neuerlichen Erkrankungen von Patienten, die schon einmal behandelt worden sind. Das spricht für einen international hohen Anteil an nicht adäquaten oder zu kurzen Therapien bei TB, durch welche widerstandsfähige Keime entstehen können.

Antibiotika-Resistenz muss bekämpft werden
So stellte Keiji Fukuda, stellvertretender Generaldirektor für Health Security der WHO, fest: "Ohne eine schnelle und koordinierte Aktion vieler Beteiligter steuert die Welt auf eine post-antibiotische Ära zu, in der häufige Infektionen und auch kleinere Verletzungen, die Jahrzehnte lang behandelbar waren, wieder tödlich werden können." Richtiger und sparsamer Gebrauch, aber ausreichende Dosierung von Antibiotika sowie ausreichend lange Therapie im echten Bedarfsfall, sind die wichtigsten Gegenmaßnahmen. Daneben wird auch der intensive Gebrauch von Antibiotika in der Landwirtschaft (Viehzucht) als Risiko angesehen.

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