Französische Studie

Vögel passten sich an Tschernobyl-Strahlung an

Wissenschaft
25.04.2014 01:01
Auch 28 Jahre nach der Reaktorkatastrophe ist die Umgebung der ukrainischen Stadt Tschernobyl radioaktiv verstrahlt. Dennoch sind viele Tiere in die Region zurückgekehrt. Einige Vogelarten profitieren offenbar sogar von erhöhten Strahlenwerten, berichten französische Forscher. Sie seien größer und hätten weniger DNA-Schäden als ihre Artgenossen in weniger belasteten Gebieten.

Radioaktive Strahlung ist gefährlich, weil sie die Moleküle im Körper von Menschen, Tieren und Pflanzen verändern kann und hochreaktive Moleküle entstehen lässt. Auch das Erbgut ist betroffen - mit Krebs als möglicher Folge. Auch unter normalen Bedingungen entstehen solche hochreaktiven Moleküle - allerdings in geringerer Menge, sodass sie der Körper mit sogenannten Antioxidantien eher unter Kontrolle halten kann.

Wissenschaftler um Ismael Galvan von der Universität Paris-Süd untersuchten nun mehr als 150 Vögel innerhalb und nahe der Sperrzone um den ehemaligen Atommeiler im Norden der Ukraine. Erfasst wurden Tiere 16 verschiedener Arten wie Amsel, Rauchschwalbe und Kohlmeise, von denen Blut-, Sperma- und Federproben genommen wurden.

Mehr Antioxidans Glutathion im Blut
Vögel, die an Orten mit höherer Strahlenbelastung gefangen wurden, kamen bei den Analysen im Durchschnitt auf bessere Ergebnisse. Sie hatten eine besonders hohe Konzentration des Antioxidans Glutathion im Blut, das negative Effekte der Strahlung ausgleichen kann. Der Stoff kann bestimmte hochreaktive Moleküle entschärfen.

Außerdem wiesen die Tiere - im Mittel aller Arten - weniger DNA-Schäden auf und waren größer. "Diese Ergebnisse geben uns einen Einblick, welche unterschiedlichen Möglichkeiten verschiedene Spezies haben, um sich Herausforderungen wie Tschernobyl oder Fukushima zu stellen", wird Galvan in einer Mitteilung zur Studie zitiert.

Die Ergebnisse wiesen darauf hin, dass sich zumindest manche Wildtiere an eine erhöhte Strahlenbelastung anpassen können, schreiben die Forscher. Möglicherweise vererbten die Vögel ihren angepassten Stoffwechsel sogar ihrem Nachwuchs, berichten die Forscher im Fachjournal "Functional Ecology".

Reaktorblock explodierte 1986
Im April 1986 war Reaktorblock 4 (Bild) des Kernkraftwerks explodiert, Tausende Tonnen radioaktiven Materials wurden in die Umgebung geschleudert. Viele Experten gingen davon aus, dass die Gegend um Tschernobyl auf lange Zeit eine tote Region bleiben würde. Studien zeigten in den vergangenen Jahren unterschiedliche Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt, oft gehörten Strahlenschäden und erhöhte Mutationsraten dazu.

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