Jahrhundertereignis

Venus-Transit faszinierte weltweit Zehntausende

Wissenschaft
06.06.2012 07:34
Weltweit haben Mittwoch früh Zehntausende Astronomie-Begeisterte den letzten Venus-Transit dieses Jahrhunderts beobachtet. Bei dem kosmischen Schauspiel zieht der Planet als kleiner schwarzer Punkt vor der Sonne vorbei. Die Amerikaner waren die Ersten, die das Spektakel zu sehen bekamen. In Österreich war der Transit bei klarem Himmel ab Sonnenaufgang zu sehen. Die Venus zieht nur zweimal im Jahrhundert an der Sonne vorbei. Das nächste Schauspiel dieser Art ist erst wieder in 105 Jahren zu beobachten.

Die Venus-Passage dauerte mehr als sechs Stunden. Der Planet, der sich genau zwischen Sonne und Erde befand, war zunächst in Amerika, Ostasien, Australien und Neuseeland als keiner schwarzer Punkt vor der Sonnenscheibe zu sehen. Er zeichnete sich deutlich im oberen Drittel der Sonne ab.

Wenige Minuten nach Sonnenaufgang um 4.55 Uhr früh war das Schauspiel dann auch in Wien zu beobachten. Es herrschte fantastische Sicht. Knapp zwei Stunden, bis kurz vor 7 Uhr, konnte man sehen, wie unser Nachbarplanet über die Sonnenscheibe zieht. "Das letzte Mal in unser aller Leben", sagte der Astronom und Volksbildner Hermann Mucke unter Hinweis darauf, dass der nächste Venusdurchgang erst wieder im Jahr 2117 stattfinden wird.

Auf der Aussichtsplattform des Flakturms im Esterhazypark in Wien-Mariahilf hatte Mucke gemeinsam mit Dutzenden Mitgliedern des Wiener Astronomischen Vereins und Interessierten den erhöhten Standort genutzt, um einen guten Blick auf die noch tief stehende Sonne zu bekommen. Mit Teleskopen und Kameras, abgeschirmt mit Spezialfolie, sowie mit Sonnenfinsternis-Brillen und unter Anleitungen und Kommentaren beobachteten und dokumentierten sie das seltene Himmelsschauspiel.

Leinwände und Vorträge in aller Welt
Das kosmische Schauspiel begann für Himmelsgucker in Amerika am Abend Ortszeit (Mitternacht MESZ) und wurde von Astronomie-Begeisterten in wolkenfreien Gegenden in Nord- und Mittelamerika sowie im nördlichen Teil Südamerikas verfolgt. In zahlreichen Universitäten und Observatorien wurden dazu Leinwände aufgestellt und Vorträge gehalten.

In der philippinischen Hauptstadt Manila verzogen sich Dunstschwaden kurz nach Sonnenaufgang und machten einen klaren Blick zur Sonne frei. In einem Park standen zehn Teleskope bereit. "Wir haben Glück, in einen Zeitalter geboren zu sein, wo wir dies beobachten können", sagte der Direktor des philippinischen Instituts für Astronomie, Armando Lee.

In Hongkong hatten sich Tausende Menschen freigenommen, um die Venus vor der Sonne zu beobachten. Das Weltraummuseum stellte Teleskope für die Öffentlichkeit auf. "Chinesen sind immer schon an solchen Himmelsphänomenen besonders interessiert gewesen", sagte Chau Hoi Fung, Astrophysiker an der Universität von Hongkong. "Wir haben sehr detaillierte Aufzeichnungen. Die chinesischen Kaiser glaubten früher, dass ihre Herrschaft von den Sternen vorbestimmt ist."

Im australischen Bundesstaat Victoria hatten sich Regenwolken kurz vor Sonnenaufgang aufgelöst. Die Astronomische Gesellschaft war begeistert: "Wir dachten zuerst, es wird schwierig, aber dann wurde der Himmel wie auf Kommando klar, die Sonne ging auf und Venus begann vorbeizuziehen", sagte Sprecher Perry Vlahos in Melbourne. In zahlreichen weiteren Städten hatten astronomische Gesellschaften öffentliche Beobachtungsstationen eingerichtet.

Venus-Durchgang nur 20 Mal pro Jahrtausend
Ein Venus-Tansit findet nur etwa 20 Mal pro Jahrtausend statt. Der Grund für die Seltenheit ist die Bahnebene der Venus, die um mehr als drei Grad gegenüber jener der Erde geneigt ist. Deshalb zieht die Venus - von der Erde aus gesehen - meist oberhalb oder unterhalb an der Sonne vorbei. Nur wenn der Planet (Umlaufzeit um die Sonne: 225 Erdentage) die Erde (Umlaufzeit: 365 Tage) ganz nahe an der Schnittlinie der beiden Bahnebenen überholt, kann es zu einem Venus-Durchgang kommen.

Wegen der komplizierten Planetenbewegungen ergibt sich ein eigenartig anmutender Rhythmus: Die Venus-Passagen finden meist paarweise im Abstand von acht Jahren statt, dann tritt wieder eine Pause von mehr als 100 Jahren ein. So war der letzte Venus-Durchgang 2004 zu sehen, der nächste lässt bis 2117 auf sich warten - und wird dann allerdings von Mitteleuropa aus nicht zu sehen sein, weil hier zu dieser Zeit gerade Nacht sein wird.

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