Filter am Maul

Urzeit-Seemonster fischte mit skurrilem Fangkorb

Wissenschaft
11.03.2015 19:48
In den Meeren der Urzeit fischten große Meerestiere mit einer Art Filter am Maul Nahrung aus dem Wasser. Im Fachmagazin "Nature" stellten Forscher das Fossil eines Exemplars vor, das es auf eine Länge von etwa zwei Metern brachte. Das Tier gehört zu den Anomalocarididae und ist ein früher Verwandter der heutigen Gliederfüßer, zu denen unter anderem Insekten, Krebs- und Spinnentiere zählen.

Aegirocassis benmoulae, so der wissenschaftliche Name der Spezies, lebte im Erdzeitalter Ordovizium, das vor etwa 485 Millionen Jahren begann und vor gut 443 Millionen Jahren endete. Seine versteinerten Überreste wurden im heutigen Marokko entdeckt. Das Tier besaß unterhalb seines Kopfes einen Anhang, mit dem es Nahrung aus dem Wasser filterte. Viele Anomalocarididae waren Räuber. Filtrierer sind zwar bekannt, aber nicht in dieser Größe, schrieben die Wissenschafter um Peter Van Roy von der Yale University in New Haven im US-Bundesstaat Conneticut.

Bewegte sich mithilfe lappenförmiger Fortsätze
Interessant war für die Forscher auch der Rumpf, über dessen Bau zuvor wenig bekannt war. Er besteht aus Segmenten, von denen jedes seitlich ein Paar lappenförmiger Fortsätze trägt. Die unteren Lappen wiesen Übereinstimmungen mit den beinähnlichen Fortsätzen anderer Animalocarididae und den Beinen einiger heutiger Arthropoden auf, schreiben die Forscher. Sie dienten der Fortbewegung im Wasser. An den oberen Lappen befanden sich spezielle Strukturen, die an Kiemenlappen erinnern.

Im Zuge der sogenannten kambrischen Explosion, die das fast gleichzeitige Auftauchen von Vertretern beinahe aller heutigen Tierstämme beschreibt, entwickelten sich komplexe planktische Ökosysteme, schrieben die Wissenschaftler. Im darauffolgenden Ordovizium konnten sich dann gigantische Filtrierer wie A. benmoulae entwickeln.

Gehörten damals zu den größten Lebewesen
Viele der Anomalocarididae, die vor über 500 Millionen Jahren im Kambrium lebten, waren Räuber. Sie gehörten damals zu den größten Lebewesen der Erde. Am Mund trugen die Tiere Greifarme, mit denen sie vermutlich Beute packen konnten. Und zumindest einige von ihnen hatten ein ausgezeichnetes Sehvermögen: 2011 berichteten Wissenschaftler von der Entdeckung eines 515 Millionen Jahre alten Exemplars mit zwei bis drei Zentimeter großen Augen. Diese bestanden aus mehr als 16.000 Linsen und gehören damit zu den größten und schärfsten Augen, die es je gegeben hat, schrieben die Forscher in Fachjournal "Nature".

Aegirocassis benmoulae blieb in der Erdgeschichte nicht das einzige gewaltige Tier, das seinen Nahrungsunterhalt über gefilterte kleine Lebewesen bestritt: Bartenwale wie der bis zu 33 Meter lange Blauwal filtern mit Hornplatten im Oberkiefer Krill und andere Nahrung aus dem Wasser - und gehören zu den größten bekannten Tiere der Erdgeschichte überhaupt.

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