Hitze in der Arktis

Tiroler Forscher: Am Nordpol blühen zurzeit die Blumen!

Wissenschaft
04.08.2011 16:22
Österreichische Wissenschaftler werden derzeit von einer Hitzewelle am Nordpol überrascht. "Wir erleben hier den Klimawandel hautnah", berichtet der Tiroler Forscher Dr. Günter Köck aus Resolute Bay in der Arktis, wo kürzlich mit plus 18,7 Grad die höchste je gemessene Temperatur registriert wurde. Statt vom ewigen Eis sind die Forscher der Universität Innsbruck und der Akademie der Wissenschaften von Blumen umgeben...

"Die ungewöhnliche Hitzewelle am Nordpol dauert schon Tage an. Das Meer in der Nordwestpassage, die direkt in unserer Nähe vorbeiführt, ist praktisch eisfrei. Durch Schmelzwasser finden wir überall kleine Seen vor, die es bisher noch nie gab", berichtet Köck (re.), der dem Klimawandel auf der Spur ist, der "Krone".

Im Rahmen des Projekts "High-Arctic" untersucht der Forscher mit Kollegen die Schadstoffbelastung der in den Seen der kanadischen Arktis beheimateten Seesaiblinge. Dazu werden die Tiere gefischt und anschließend sofort im Labor analysiert. Diese Fische haben eines mit ihren Verwandten im Ötztaler Schwarzsee auf 2.800 Metern Seehöhe gemeinsam: Sie sind mit Schwermetallen belastet!

Saiblinge als Bio-Indikatoren
"Diese Fische haben sich dabei zunehmend als zuverlässige Bio-Indikatoren für globale Klimaveränderungen herauskristallisiert", weiß Köck. Durch den Klimawandel werden die Seen immer wärmer, wodurch sich die Stoffwechselrate der Fische erhöht und Schwermetalle wie beispielsweise Cadmium in den Körpern der Tiere anreichern. "Die bisherigen Untersuchungen zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und Schwermetall-Belastung. Je wärmer der Sommer, desto höher ist die Belastung", so Köck.

Das besondere Interesse der Forscher gilt dem Quecksilber. Das hochgiftige Schwermetall gelangt aus den Industriegebieten im Süden über die Atmosphäre in die Seen. Die Folgen sind fatal: In den Gewässern und umliegenden Feuchtgebieten wird das Metall aufgrund der Klimaerwärmung in steigendem Maß von Bakterien in das noch weitaus giftigere Methylquecksilber umgebaut, das sich sehr leicht in den Fischen anreichert. Über die Nahrungskette gelangt es dann in die Körper der Menschen und kann dort zu Schäden führen.

Bis Mitte August werden zwei Teams in zehn Seen in der Umgebung von Resolute Bay und in dem auf der Ellesmere-Insel gelegenen zehntgrößten arktischen See der Welt, Lake Hazen, im äußersten Norden Kanadas Seesaiblinge, Wasser, Sedimente sowie Plankton untersuchen.

Messungen auch in Tirol
Die Ergebnisse aus der Arktis lassen sich aufgrund der Ähnlichkeit der Ökosysteme auf alpine Hochgebirgsseen übertragen. Vor vier Jahren sind die Forscher erstmals an den eigentlichen Ausgangspunkt des Projekts, nämlich Tiroler Hochgebirgsseen, zurückgekehrt, um die Schwermetallbelastung der dortigen Saiblings-Populationen zu untersuchen.

Auch heuer werden sie im Anschluss an die Arktis-Expedition Messungen in den Tiroler Hochgebirgsseen durchführen. "Wir wollen herausfinden, wie sich das Auftauen des Permafrosts auf die Metallbelastung von Gewässern auswirkt", sagt Köck.

Sonnenschein rund um die Uhr
Die Arbeit der Forscher wird derzeit durch 24 Stunden Sonnenschein am Tag und eisfreie Seen erleichtert. "Wir fahren mit Quads und tragen Sicherheitsanzüge, die einen zwei Stunden überleben lassen, wenn man ins eiskalte Wasser fallen sollte. Eisbärspray zur Abwehr und ein Gewehr sind eine zwingende Ausrüstung", sagt der Tiroler Forscher.

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