Benachbarte Zentren

Studie zeigt: Unser Gehirn trennt Liebe und Sex

Wissenschaft
21.06.2012 14:36
Jetzt ist es offiziell: Liebe und sexuelle Lust sind nicht das Gleiche - aber beinahe. Das behauptet jedenfalls ein Forscherteam, das untersucht hat, wo Liebe und Lust im Gehirn zu Hause sind. Demnach habe sich gezeigt, dass Liebe und Sex zwar unterschiedliche Gehirnregionen aktivieren, es dabei jedoch auffällige Überschneidungen gebe. Außerdem gleiche Liebe der Drogenabhängigkeit.

Für seine Untersuchung hat ein Team um Stephanie Cacioppo von der Universität Genf die erste exakte Gehirnkarte für Lust und Liebe erstellt. Dafür analysierten die Psychologen 20 frühere Studien, bei denen sich Testpersonen zum Beispiel erotische Bilder oder Fotos ihrer Lebenspartnern angesehen hatten, während ihre Gehirnaktivität gemessen wurde.

Niemand habe bisher die Hirnaktivität bei diesen zwei eng verbandelten Gefühlen verglichen, erklärt Mitautor Jim Pfaus von der kanadischen Concordia-Universität in einer Mitteilung der Hochschule. "Wir wussten nicht, was wir zu erwarten hatten." Die Gefühle hätten auch völlig unabhängig voneinander sein können.

Liebe und Sex in verschiedenen Regionen
Es stellte sich jedoch heraus, dass Liebe und sexuelles Begehren jeweils eigene, aber eng verwandte Gehirnregionen aktivieren. An zwei Gehirnstrukturen, der "Insel" und dem "Striatum", lasse sich der Übergang von sexueller Lust in Liebe nachvollziehen, wie die Wissenschaftler jetzt im Fachblatt "Journal of Sexual Medicine" berichten.

Die Insel liegt hinter der Schläfe und wird in neueren Studien mit Liebesempfindungen in Verbindung gebracht. Das Striatum liegt im Stirnbereich und ist Bestandteil bedeutsamer neuronaler Regelkreise für Emotionen und Kognition. Es ist unter anderem bei Gefühlen von (Un-)Gerechtigkeit aktiv.

Gefühle werden an andere Hirnregion "übergeben"
Sexuelle Lust aktiviert im Striatum Regionen, die auch bei anderen lustvollen Tätigkeiten aufleuchten, wie Essen oder Sex. Liebe indes aktiviert Gebiete, die eher bei der Konditionierung auf angenehme Reize und der Bildung von Gewohnheiten involviert sind. Wenn somit aus Begehren Liebe wird, werden die Gefühle an andere Gehirnregionen "übergeben".

"Liebe ist eine Gewohnheit, die aus sexueller Lust entsteht, wenn diese befriedigt wird", schließt Pfaus daraus. Dies sei keine schlechte Sache: Die Gehirnregionen, die bei Liebe in Aktion treten, spielen bei der Paarbindung und Monogamie eine Rolle. "Während sexuelle Lust ein spezifisches Ziel hat, nämlich die Fortpflanzung, ist Liebe eher abstrakt und komplex", sagte Pfaus. Deshalb sei sie weniger abhängig davon, ob der Partner tatsächlich anwesend sei. Das sei nützlich, da auch Frischverliebte irgendwann wieder einem Broterwerb nachgehen müssen.

Liebe gleicht der Drogenabhängigkeit
Interessanterweise sei im Gehirn der Prozess, wie Liebe zur Gewohnheit wird, jenem ähnlich, wenn Menschen von Drogen abhängig werden, sagte Pfaus. Es sei derselbe Teil des Striatums involviert. Somit lässt sich wohl auch die Obsession Liebender füreinander mit der Gehirnkarte erklären.

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