Mensch mitschuld

Studie: Klimawandel verschiebt die nächste Eiszeit

Wissenschaft
14.01.2016 11:13

Wie eine jetzt veröffentlichte Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeigt, wird durch den vom Menschen mitverursachten Klimawandel die nächste Eiszeit um zehntausende Jahre verschoben. Unter dem Strich bedeutet das, dass wir vermutlich einen kompletten Eiszeitzyklus überspringen, berichten die deutschen Wissenschaftler.

"Auch ohne den menschengemachten Klimawandel würden wir den Beginn einer neuen Eiszeit erst in etwa 50.000 Jahren erwarten - das macht das Holozän als gegenwärtige Epoche bereits zu einer ungewöhnlich langen Phase zwischen zwei Eiszeiten", erklärt Hauptautor Andrey Ganopolski. "Unsere Studie zeigt jedoch auch, dass bereits relativ moderate zusätzliche CO2-Emissionen aus der Verbrennung von Öl, Kohle und Gas ausreichen, um die nächste Eiszeit um weitere 50.000 Jahre zu verzögern. Unter dem Strich bedeutet dies, dass wir einen kompletten Eiszeitzyklus überspringen, was beispiellos ist. Es ist wirklich verblüffend: Der Mensch ist in der Lage, einen der fundamentalen Mechanismen zu stören, die die Welt geformt haben, wie wir sie heute kennen", schreiben die PIK-Forscher im Fachmagazin "Nature".

Auswirkungen mit Computermodell untersucht
Die Wissenschaftler haben den Effekt menschgemachter CO2-Emissionen auf das Eisvolumen der Nordhalbkugel mithilfe eines ausgeklügelten Computermodells untersucht, in dem die Dynamik von Atmosphäre, Ozeanen, Eisschilden sowie der globale Kohlenstoffzyklus simuliert wurden. "Weil Kohlendioxid in der Atmosphäre extrem langlebig ist, haben vergangene wie künftige Emissionen großen Einfluss darauf, wann ein neuer Eiszeitzyklus beginnt", sagt Koautorin Ricarda Winkelmann. "Unsere Analyse zeigt, dass schon geringe zusätzliche Kohlenstoff-Emissionen die Entwicklung der Eisbedeckung auf der Nordhalbkugel wohl auf zehntausende Jahre beeinflussen würde, während künftige CO2-Emissionen von 1000 oder 1500 Gigatonnen Kohlenstoff die nächste Eiszeit um mindestens 100.000 Jahre verschieben könnten."

Die Menschheit als geologische Kraft
Derzeit gibt es keine Hinweise auf den Beginn einer neuen Eiszeit: "Das war die Motivation für diese Studie. Das Rätsel zu lösen, welche Mechanismen die vergangenen Eiszeitzyklen angetrieben haben, ermöglicht uns auch, den Anfang eines neuen Eiszeitalters abzusehen", so Winkelmann. Die Untersuchung zeige "sehr deutlich, dass wir schon längst in eine neue Ära eingetreten sind, und dass die Menschheit im Anthropozän selbst zur geologischen Kraft geworden ist, sagt PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber.

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