"Heißer" Nordpol

Studie: In der Arktis gab es acht “Super-Warmzeiten”

Wissenschaft
21.06.2012 20:00
In der Arktis hat es in den vergangenen 2,8 Millionen Jahren mehrere extreme Warmzeiten gegeben. Die Temperaturen hätten vier bis fünf Grad über denen "normaler" Warmzeiten gelegen, außerdem sei es wesentlich feuchter gewesen als heute, berichtet ein Team von Wissenschaftlern um Martin Melles von der Universität Köln.

Die internationale Forschergruppe analysierte einen 318 Meter tiefen Sedimentkern aus dem sibirischen El'gygytgyn-See im Nordosten Russlands. Die Zusammensetzung lässt darauf schließen, dass es in der Nordpolarregion insgesamt acht "Super-Warmzeiten" gab. Die jüngsten Extremphasen vor rund 400.000 und rund 1,1 Millionen Jahren untersuchte das Team detailliert, darunter auch die Pollen.

Vier bis fünf Grad wärmer als heute
Die mittleren Sommertemperaturen lagen demnach damals bei 13 bis 14 Grad - heute sind es in der Region etwa neun Grad. "Diese Super-Warmzeiten sind unumstößlich, da sind wir sicher", sagte Melles. Derartige Werte seien für den nördlichen Polarkreis bisher nicht für möglich gehalten worden, schreiben die Forscher im Fachjournal "Science". Es sei davon auszugehen, dass das Eisschild Grönlands viel kleiner oder komplett verschwunden gewesen sei. Die Regenmenge sei im Gebiet des El'gygytgyn-Sees damals immens gestiegen - von 300 auf 600 Millimeter im Jahr.

Brisant sei auch eine weitere Erkenntnis, die beim Vergleich mit Daten aus dem Antarktis-Projekt "Andrill" gewonnen wurde. "Der Kern aus Sibirien korreliert mit dem Kern aus der Antarktis", erklärt Melles. Die Zeiten, in denen das westantarktische Eisschild schwand, entsprächen den Warmzeiten im Norden. Ob sich die Schmelze im Süden über Meeresspiegel und Ozeanzirkulation auf den Norden auswirkte oder es Abläufe in die andere Richtung gab, sei noch unklar.

Auch Sibirien droht wärmeres Klima
"Wir wissen nicht, was hier Huhn ist und was Ei", sagte Melles. "Aber: Wir sehen heute, dass das Eis in der Westantarktis sich rasch zurückzieht." Wenn die aufgespürten Wechselwirkungen zwischen den Polen stimmten, drohe Sibirien in einigen Jahrhunderten erneut ein um vier bis fünf Grad wärmeres Klima.

Der El'gygytgyn-See ist ein Kratersee, der nach einem Meteoriteneinschlag vor rund 3,6 Millionen Jahren entstand. Am Grund des 170 Meter tiefen Sees lagerten sich Sedimentschichten ab, die nun Aufschluss über Klima und Artenvielfalt vor Millionen Jahren geben.

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