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Studie: Hurrikans mit Frauennamen sind tödlicher

Wissenschaft
02.06.2014 21:00
Hurrikans mit einem weiblichen Namen fordern mehr Todesopfer als solche mit einem männlichen Namen. Das haben US-Forscher herausgefunden. Demnach werden Wirbelstürme, wenn sie Frauennamen tragen, von der Bevölkerung als weniger bedrohlich wahrgenommen. Die Menschen seien dann weniger bereit, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und zum Beispiel Evakuierungsempfehlungen zu folgen.

Das System der Namensgebung sollte daher überdacht werden, raten die Wissenschaftler in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften. Lange Zeit bekamen Hurrikans in den USA nur weibliche Namen. Meteorologen hielten das damals aufgrund der launischen Natur der Wirbelstürme für angemessen, berichteten Kiju Jung von der Universität von Illinois in Urbana-Champaign (im US-Bundesstaat Illinois) und seine Mitarbeiter. In den 1970er-Jahren wurde diese Praxis geändert, seither bekommen Hurrikans abwechselnd weibliche und männliche Namen von einer bereits vor der Hurrikan-Saison festgelegten Liste.

92 Hurrikans im Atlantik untersucht
Die Wissenschaftler analysierten nun in ihrer Studie, ob es einen Zusammenhang zwischen Namensgebung und der Zahl der Todesfälle durch Hurrikans gibt. Sie werteten insgesamt 92 atlantische Hurrikans aus, die zwischen 1950 und 2012 in den USA auf Land getroffen waren. Zwei Stürme schlossen sie wegen ihrer besonderen Stärke aus: Hurrikan "Katrina" aus dem Jahr 2005 und "Audrey" aus dem Jahr 1957.

Tatsächlich fanden die Forscher, dass schwere Hurrikans mit einem weiblichen Namen eine höhere Zahl von Todesopfern zur Folge haben als solche mit einem Männernamen. In weiterführenden Experimenten befragten die Forscher Testpersonen, um mehr über die Gründe für diesen zunächst merkwürdig erscheinenden Zusammenhang herauszufinden. Die Befragten sollten zum Beispiel die Intensität oder Gefährlichkeit von fünf weiblichen und fünf männlichen Hurrikans vorhersagen oder angeben, bei welchem Sturmszenario sie einer Evakuierungsempfehlung folgen würden.

Die Tendenz war in allen Experimenten gleich: Hurrikans mit einem Frauennamen wurden als weniger gefährlich angesehen, und folglich waren die Testpersonen weniger bereit, sich selbst in Sicherheit zu bringen oder andere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. "Alexander" wurde zum Beispiel als bedrohlicher empfunden als "Alexandra".

Stürme mit Frauennamen erscheinen sanfter
"Bei der Beurteilung der Sturmintensität scheinen die Leute ihre Vorstellungen davon zugrunde zu legen, wie sich Männer und Frauen verhalten", erläuterte Sharon Shavitt, eine der beteiligten Wissenschafterinnen. "Das führt dazu, dass weibliche Hurrikans, vor allem die mit sehr weiblichen Namen wie 'Belle' oder 'Cindy', sanfter und weniger heftig erscheinen." Die Stereotype, die dieser Einschätzung zugrunde liegen, seien subtil und nicht zwangsläufig feindselig gegenüber Frauen, erklärte die Wissenschaftlerin weiter.

Die Forscher fanden zudem heraus, dass die Einschätzung eines Sturms nicht mit den allgemeinen Ansichten eines Befragten über Geschlechterrollen in Verbindung stand. Auch solche Personen, die Stereotype grundsätzlich ablehnten, beurteilten Hurrikans mit Frauennamen als milder.

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