Burnout-Test zeigt:

Störende Schüler belasten Lehrer am meisten

Wissenschaft
03.10.2014 12:19
Die Störung des Unterrichts durch Schüler belastet Pflichtschullehrer in ihrem Beruf am meisten. Das ist das Ergebnis einer von der Lehrergewerkschaft beauftragten und am Freitag präsentierten Studie der ARGE Burnout. Demnach haben zehn Prozent der Pädagogen ein erhebliches Burnout-Risiko, 15 Prozent fühlen sich überlastet, knapp ein Drittel belastet und 43 Prozent unbelastet.

An dem im Mai und Juni durchgeführte Online-Test haben rund 6.200 der etwa 70.000 Pflichtschullehrer teilgenommen. Absolviert wurden dabei unter anderem ein von der Universität Hamburg entwickelter Burnout-Stresstest sowie eine offene Befragung über die häufigsten Probleme.

Im Vergleich mit anderen getesteten Berufsgruppen (Ärzte, Richter und Angestellte) fühlen sich verhältnismäßig wenige Lehrer unbelastet (43 Prozent; Ärzte: 46 Prozent, Richter: 58 Prozent, Angestellte: 52 Prozent). In der Burnout-Risikogruppe und der Gruppe der Überlasteten befinden sich Lehrer dagegen in etwa im Schnitt, eine deutliche Spitzenposition haben sie bei den Belasteten. Am höchsten ist der Stress für Lehrer über 55 Jahre in städtischen Neuen Mittelschulen.

Gewerkschaft fordert mehr Pädagogen
Als häufigste Ursache für hohe Belastung nannten die Pädagogen die Störung des Unterrichts durch Schüler: 55 Prozent gaben an, dass dieser häufig, sehr häufig oder ständig gestört werde. Nur 21 Prozent antworteten mit "selten", "sehr selten" oder "nie". Zur Eindämmung wünschen sich die meisten zusätzliche Lehrer, die Möglichkeit der Einrichtung von Timeout-Klassen sowie Unterstützungspersonal wie Psychologen, Sozialarbeiter und Psychagogen.

In Timeout-Klassen würden Schüler, deren Teilnahme am Unterricht etwa wegen ständigen Störens nicht mehr tragbar sei, temporär von Lehrern bzw. Unterstützungspersonal gefördert - "so lange es nötig ist, um sie wieder in die Klasse zu integrieren", so der Vorsitzende der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Paul Kimberger, bei einer Pressekonferenz. Das funktioniere in Skandinavien hervorragend - vor allem wegen des dort vorhandenen Unterstützungspersonals.

"Wir brauchen mehr finanzielle und personelle Ressourcen", meinte Kimberger. "Wir haben kein vergleichbares Supportsystem, da sind fast alle OECD-Länder besser aufgestellt." Um auf den OECD-Schnitt zu kommen, benötige man rund 14.000 Personen. Diese schon oft geforderten Kräfte seien zwar bei den Dienstrechtsverhandlungen besprochen worden: "Bisher ist aber noch kein Einziger an den Schulen angekommen."

Lehrer fühlen sich zu wenig geschätzt
Insgesamt fühlen sich die Lehrer zu wenig wertgeschätzt: "Jedes gesellschaftliche Problem wird den Schulen übertragen. Und wenn etwas nicht funktioniert, werden die Lehrer dafür verantwortlich gemacht", so Kimbergers Vize Martin Höflehner. Darüber hinaus litten die Lehrer an ständiger "Reformitis und Testitis". Auch die Gesellschaft habe sich verändert, beklagte Kimberger: "In meiner Kindheit waren Eltern die Anwälte der Lehrer, heute sind sie die Anwälte ihrer Kinder."

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