Die Weibchen der Spinnenart Stegodyphus lineatus, die ihre Netze in Dornenbüschen in der Negev-Wüste bauen, pflegen eine extreme Brutfürsorge, die Matriphagie genannt wird - das heißt, die Jungen fressen ihre eigene Mutter. Als wäre das nicht schon ausgefallen genug, konnten israelische Forscher nun nachweisen, dass die Mutter dabei noch nachhilft, indem sie sich innerlich selbst verdaut.
Verflüssigung beginnt bei den Gedärmen
Schon während sie in einem Kokon in ihrem Nest die Eier legt, beginnen sich die Gedärme der Spinne durch Verdauungsenzyme zu verflüssigen. Sind die 70 bis 80 gelblichen Jungtiere dann geschlüpft, füttert das Muttertier sie mit hochgewürgtem, durchsichtigem Saft.
Ein Teil davon sind Überreste von Insekten, die die Spinne zuvor gefressen hat, der Rest verflüssigtes Gedärm, wie ein Team um Mor Salomon vom israelischen Cohen Institute for Biological Control im Fachblatt "Journal of Arachnology" berichtet. Um 41 Prozent ihres Körpergewichts erleichtert sich das Weibchen so binnen zweier Wochen.
Vermacht 96% des Körpers dem Nachwuchs
Zu guter Letzt versenken die Jungtiere ihre Mundwerkzeuge in die noch lebende Mutter - die Forscher prüften dies, indem sie die Spinne am Bein berührten, die daraufhin zuckte. In ihr läuft der innere Verflüssigungsprozess weiter ab: Zunächst werden die nicht lebensnotwendigen Organe abgebaut, zuletzt das Herz. Am Ende hat die Mutter 96 Prozent ihres Körpergewichts ihrem Nachwuchs vermacht, der in der Zeit auf die dreifache Größe heranwächst. Übrig bleibt schlussendlich nur das Chitinskelett (kleines Bild im Bild) der Spinne.
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