Trend negativ

Sinkende Qualität der Böden kostet Milliarden

Wissenschaft
11.02.2016 16:20

Die Böden auf etwa 30 Prozent der Landfläche weltweit verschlechtern sich einer Studie zufolge deutlich. Fruchtbarkeit und Produktivität verringerten sich demnach in den vergangenen 30 Jahren auf Weide- und Ackerland ebenso wie auf Waldflächen. Betroffen seien arme wie reiche Länder, insgesamt ein Lebensraum von 3,2 Milliarden Menschen.

Der Trend sei "signifikant negativ", sagte Joachim von Braun von der Universität Bonn in Berlin. Als Ursachen für die Bodenerosion nennen die Forscher nicht nachhaltige, intensive Landnutzung. Es wird zum Beispiel zu viel Vieh auf zu geringer Fläche gehalten, Wälder werden zugunsten weiterer Acker- und Weideflächen gerodet und Äcker mit schädigenden Methoden bearbeitet. Mineraldünger steigert zwar kurzfristig die Erträge, doch der Boden verliert langfristig an Nährstoffen. Belastend sind auch das Wachstum der Weltbevölkerung und der zunehmende Appetit auf Fleisch und Milch in Entwicklungsländern. Diese Lebensmittel erfordern relativ viel Fläche in der Produktion.

Die Kosten der Böden-Degradierung werden den Angaben zufolge auf 300 Milliarden Euro jährlich beziffert. Das internationale Team hatte etwa Satellitendaten ausgewertet und Untersuchungen besonders betroffener Länder und Regionen wie Argentinien und Afrika angefertigt. Vor allem Süd- und Ost-Europa sind nach von Brauns Worten nicht von der Problematik ausgenommen.

Investitionen in Erhalt der Böden lohnen
Um die Kosten zu berechnen, bezogen die Forscher neben dem Wert landwirtschaftlicher Erzeugnisse auch Folgen für Wasser, Artenvielfalt und Klima ein. Die Milliardenkosten hätten daher je etwa zur Hälfte Landnutzer und Allgemeinheit zu tragen, so Von Braun. Investitionen in den Böden-Erhalt seien sehr lohnend, betonte der Wissenschafter: Pro US-Dollar, der aktuell ausgegeben werde, spare man eines Tages das Fünffache an Folgekosten.

Die Ressource Boden sei nicht erneuerbar, mahnte der frühere Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer, der sich für Bodenschutz stark macht. "Wenn Böden verlustig gehen, gibt es Spannungssituationen." Davon gebe es schon genug. Boden lasse sich innerhalb weniger Jahre rehabilitieren, sagte Stefan Schmitz vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Würden stabilere Produktionsgrundlagen geschaffen, könnten Menschen auch besser mit Klimaphänomenen wie El Niño umgehen, sagte Schmitz. Andernfalls drohe sich die Armut in unmittelbar von Landwirtschaft abhängigen Regionen zu verschärfen. Hunger ist eine Fluchtursache, wie Matthias Meißner von der Umweltstiftung WWF betonte.

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