Spuckender Jäger

Schützenfisch setzt Maul wie flexible Düse ein

Wissenschaft
06.09.2014 08:00
Schützenfische sind noch geschicktere Jäger als bis dato gedacht: Wie Forscher von der Universität Bayreuth nun herausgefunden haben, verändern die Tiere gezielt die Eigenschaften des Wasserstrahls, mit dem sie ihre Beute von der Vegetation am Ufer herunterschießen. So können die Fische zum Beispiel Spinnen oder Insekten in unterschiedlicher Entfernung mit maximaler Schusskraft treffen.

Mit ihrer Jagdtechnik können Schützenfische Beute in bis zu zwei Metern Entfernung von Blättern oder Zweigen oberhalb der Wasserfläche herunterschießen (siehe Video). Diese Jagdtechnik erfordere ein ähnliches Timing wie das Werfen, das der Menschen einzigartig gut beherrsche, berichten Peggy Gerullis und Stefan Schuster von der Universität Bayreuth im Fachblatt "Current Biology".

Damit die Beutetiere - zum Beispiel Insekten oder Spinnen - auch tatsächlich ins Wasser fallen, muss der Strahl mit einer gewissen Kraft auftreffen. Dazu wird das Wasser während des Fluges an der Spitze gesammelt. Die Beute wird auf diese Weise von einem ordentlichen Tropfen Wasser erwischt.

Schusstechnik genauer analysiert
Gerullis und Schuster untersuchten nun die Schusstechnik genauer, indem sie einige Schützenfische daran gewöhnten, unter hellem Laborlicht und vom immer gleichen Winkel aus ihre Beute abzuschießen. Die Wissenschaftler platzierten Ziele in 20, 40 und 60 Zentimeter Entfernung von der Wasseroberfläche und filmten die Fische beim "Schießen".

Die detaillierte Auswertung der Aufnahmen zeigte, dass die Fische den Querschnitt ihrer Mundhöhle in Abhängigkeit von der Entfernung des Ziels veränderten. Genauer gesagt veränderte sich die Geschwindigkeit beim Öffnen und Schließen des Mauls zu Beginn und am Ende eines Schusses. Dies hat zur Folge, dass sich der Wasserstrahl jeweils erst kurz vor Erreichen des Ziels zu einem Tropfen verdichtet.

"Der vorherrschende Eindruck von unserer Feldarbeit in Thailand in den letzten Jahre ist, dass es relativ wenig gibt, auf das es zu schießen lohnt, und es wichtig für den Fisch ist, effizient zu sein", erläutert Schuster in einer Pressemitteilung. "Es zahlt sich aus, in der Lage zu sein, Beute in unterschiedlicher Entfernung kraftvoll zu treffen."

Weiterentwicklung des Gehirns vermutet
Die Anpassungen im Timing, die die Schützenfische dazu vornehmen müssten, seien in etwa vergleichbar mit der Wurftechnik des Menschen, die als einzigartig im Tierreich angesehen werde. Beim Menschen habe die Entwicklung des Werfens zu einer enormen Weiterentwicklung des Gehirns geführt, schreiben die Forscher. Um eine Verdopplung der Trefferquote zu erreichen, sei eine achtfache Zunahme der betreffenden Nervenzellen nötig gewesen, hätten Studien gezeigt. Ob auch beim Schützenfisch eine ähnliche Entwicklung festzustellen ist, müsse untersucht werden.

Die Technik der Schützenfische könne unterdessen auch dem Menschen nützlich sein, berichten die Forscher weiter. Das Schneiden mit einem Hochdruckwasserstrahl werde in einer Vielzahl von Bereichen eingesetzt. Ein großes Problem dabei sei, die Schneidkraft des Strahls anzupassen. "Normalerweise wird das über den Druck oder über die Zugabe von Schneidmitteln geregelt. Wir wüssten nicht, dass jemand dazu schon mal ein dynamisch anpassbares Ventil genutzt hat", sagt Schuster.

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