Ernährungsbericht

Schon 40 Prozent der Österreicher sind zu dick

Wissenschaft
28.09.2012 01:01
Das Übergewicht in Österreich nimmt immer dramatischere Formen an: Innerhalb der vergangenen Jahre sind die Zahlen der Betroffenen deutlich in die Höhe geschnellt. Etwa 40 Prozent der Erwachsenen sind zu dick, 2008 waren es noch 31 Prozent. Obwohl ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, essen die Österreicher immer noch zu viel Fett, Salz und Zucker, wie der Ernährungsbericht 2012 zeigt, und sie bewegen sich zu wenig.

"Die Energiebilanz stimmt nicht", sagt Gesundheitsminister Alois Stöger. Die Österreicher essen zu viel und machen zu wenig Bewegung. Darüber hinaus liegen die Konsummengen für Obst und Gemüse deutlich unter den Empfehlungen. Ältere Menschen verspeisen am wenigsten Obst und Gemüse. Auch stärkehaltige Produkte (Brot, Reis, Nudeln, andere Getreideprodukte, Kartoffeln), Milch- und Milchprodukte sowie Hülsenfrüchte werden zu wenig verzehrt.

Zu viel Fleisch, Wurst, Süßwaren und Salz
Demgegenüber werden viel zu viele Fleisch- und Wurstwaren gegessen, insbesondere von den Männern. In allen Altersgruppen wird dadurch mehr Kochsalz zugeführt als maximal empfohlen. Bei mehr als der Hälfte der Erwachsenen und älteren Menschen liegt die Aufnahme sogar über dem als gesundheitlich bedenklich eingestuften Wert von zehn Gramm pro Tag. Auch der Verzehr von Süßwaren, Knabbereien und zuckerhältigem Gebäck ist in allen Gruppen zu hoch.

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Zu wenig Kohlenhydrate, dafür zu viel Fleisch und Wurst: eine Folge der Low-Carb-Bewegungen? "Natürlich, diese Tendenz merken wir seit ungefähr drei Jahren, dass Brot und Nudeln verteufelt werden", so Ingrid Kiefer, Mitautorin des Ernährungsberichts. Der Trend habe aber auch einen positiven Effekt. Der Status an Omega-3-Fettsäuren sei nun durch den vermehrten Konsum von Fisch abgedeckt. "Da haben wir kein Problem mehr", sagte Mediziner Ibrahim Elmadfa, leitender Autor des Ernährungsberichts.

Auch das Trinkverhalten ist in allen Altersgruppen im Wesentlichen zufriedenstellend. Die Empfehlung von mindestens 1,5 Litern täglich in Form von Leitungs- oder Mineralwasser bzw. ungesüßten Getränken im Mittel wird erreicht. Bei den meisten Vitaminen und Mineralstoffen ist die Zufuhr ebenfalls ausreichend. Zu den "Risikonährstoffen" zählen Vitamin D, Folsäure, Calcium und Jod. Hinzu kommt Eisen bei Schulkindern und Frauen im gebärfähigen Alter (unter 50 Jahren). Grenzwertig ist die Zufuhr von Magnesium bei männlichen Erwachsenen und älteren Menschen - bei den älteren Menschen kommen Vitamin A und C sowie Zink hinzu.

Zwölf Prozent der Erwachsenen adipös
Trotzdem, das Übergewicht in Österreich wird zum Problem. "Die Ergebnisse sind besorgniserregend", so Stöger. 40 Prozent der Erwachsenen sind übergewichtig, davon zwölf Prozent adipös. Übergewicht und Adipositas steigen mit zunehmendem Alter bei beiden Geschlechtern an, wobei beides bei Männern deutlich häufiger auftritt (Männer: 52 Prozent; Frauen: 28 Prozent).

Schon 24% der Schulkinder zu dick
Nicht anders sieht es bei den Schulkindern (im Alter von sieben bis 14 Jahren) aus. Bereits 24 Prozent sind übergewichtig, acht Prozent gar adipös. Besonders die Buben kämpfen mit einem Wert von 26 Prozent gegen ihre Kilos, bei den Mädchen bringen 22 Prozent zu viel auf die Waage. Auch die Fettleibigkeit macht vor den jungen Österreichern nicht halt.

Ältere Menschen von Über- und Untergewicht betroffen
Besonderer Bedacht gilt den älteren Menschen im Alter von 65 bis 80 Jahren. Bereits ein Drittel ist übergewichtig oder adipös. Da in dieser Gruppe auch das Untergewicht ein großes Thema ist (17 Prozent), bedarf es für die Zukunft besonderer Beleuchtung. Ein Konsenspapier dazu sei bereits in Arbeit, sagte Kiefer.

Ost-West-Gefälle: Menschen im Osten dicker
In allen Altersgruppen findet sich auch das bereits früher beobachtete Ost-West-Gefälle sowohl beim Gewicht als auch beim Ernährungsverhalten. Die Menschen in Ostösterreich (Wien, Niederösterreich, Steiermark, Burgenland) sind dicker und haben ungünstigere Ernährungsgewohnheiten als jene in den westlichen Bundesländern.

2009 startete der Nationale Aktionsplan Ernährung für ein besseres Essverhalten in Österreich. "Wir sind im Feld angekommen. Wir haben das Feld zwar noch nicht beackert, aber wir stehen mit dem Pflug bereits dort", so Stöger.

Der österreichische Ernährungsbericht, der alle fünf Jahre veröffentlich wird, beleuchtet das Ernährungsverhalten der Menschen. Zum ersten Mal in Österreich und auch in Europa wurden neben sogenannten anthropometrischen Messungen (wie Gewicht, Größe, Bauchumfang) und Befragungen zur Nahrungsaufnahme auch beim gesamten Studienkollektiv (1.002 Personen) laborchemische Analysen von Blut- und Harnproben durchgeführt.

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