"Fairness ist ein wichtiger Bestandteil menschlicher Sozialität. Um herauszufinden, wie sich diese im Laufe der Evolution entwickelte, stellten wir Schimpansen und Bonobos vor eine neue Aufgabe, die auf dem klassischen Ultimatum-Spiel basiert", sagt Studienleiter Keith Jensen vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig.
An den Tests nahmen jeweils zwei Affen derselben Art teil. Dabei konnte ein Tier - der "Bestimmer" - dafür sorgen, dass es von insgesamt zehn Weintrauben entweder acht oder fünf bekam. Der Rest fiel an das zweite Tier, das in die Entscheidung des ersten nicht eingreifen konnte. Vergleichbare Tests wurden auch mit Menschen durchgeführt. Wenn hier statt der gerechten Hälfte der zehn Weintrauben, Kekse, Äpfel oder Geldstücke ein kleinerer Anteil angeboten wird, lehnt der Mensch oft alles ab - zu ungerecht erscheint dem machtlosen Mitspieler die Verteilung.
Affen akzeptieren alle Angebote
Nicht so bei den Affen, berichten die Forscher. Wenn ein Tier die Möglichkeit hatte, mehr als die Hälfte zu nehmen, wurde diese durchweg genutzt. Dabei nahmen die Affen in Kauf, dass ihr Gegenüber deutlich weniger erhielt. Der zweite Affe akzeptierte dennoch alle Angebote des "Bestimmers". "Weder für Schimpansen noch für Bonobos schien es wichtig zu sein, ob Nahrung gestohlen wurde oder ob das jeweilige Ergebnis fair war - solange sie überhaupt etwas erhielten", ergänzte Jensen.
Zur Erklärung schreiben die Wissenschaftler, dass die Tiere womöglich gar nicht das Gefühl haben, zu kurz zu kommen oder zu viel an sich zu nehmen, weil sie das Konzept des Besitztums nicht kennen. Der "betrogene" Affe nimmt daher klaglos alles an, was er bekommt. Beide Affenarten handelten als "rationale Maximierer".
"Möglicherweise kann nur der Menschen Fairness emfpinden"
Die große Mehrzahl der am höchsten entwickelten Primaten - also der Menschen - handelt weitaus umsichtiger und überlegt, welche Ungerechtigkeiten er mit seinem Tun anrichtet. Jensen sagte: "Das Empfinden für Fairness ist also möglicherweise eine dem Menschen vorbehaltene Eigenschaft." Veröffentlicht wurden die Ergebnisse der Studie in den "Biology Letters" der britischen Royal Society.
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