Akustik-Trick

Pflanze auf Kuba lockt Fledermäuse mit Echosignalen

Wissenschaft
29.07.2011 09:47
Viele Pflanzen locken ihre Bestäuber wie Bienen, Schmetterlinge oder Vögel mit farbenprächtigen Blüten an. Weil solche Signale bei farbenblinden Fledermäusen nichts nützen, ködert eine im Regenwald Kubas beheimatete Kletterpflanze die Tiere, die bei ihrer Nahrungssuche ein Echoortungssystem einsetzen, mit einem akustischen Trick. Sie lockt die Fledermäuse mit geschickt geformten Blättern, die den Schall besonders gut reflektieren, zur Bestäubung.

Die Blätter der Pflanze mit dem Namen Marcgravia evenia reflektieren die Ultraschallrufe der Fledermäuse derart, dass sie sich vom Hintergrundrauschen besonders gut abheben, berichtet ein Wissenschaftler-Team aus Deutschland und England im Fachblatt "Science". Die Fledermäuse, die den Nektar der Pflanze trinken und diese dabei bestäuben, finden die Pflanzen deshalb doppelt so schnell wie solche mit herkömmlich geformten Blättern, wie Ralph Simon von der Universität Ulm und seine Mitarbeiter aus Erlangen und Bristol herausfanden.

Konkav geformte Blattfläche
Die Pflanze bildet mit ihrer Blüte ein, manchmal zwei speziell geformte Blätter aus. Die Stile dieser Blätter sind verdreht, sodass die konkav geformte Blattfläche (Bild) sich nähernden Fledermäusen entgegengerichtet ist. Als Erstes zeigten die Forscher, dass aufgrund dieser Blattform die Ultraschallrufe der Fledermäuse ein besonders lautes Echo erzeugen, das in alle Richtungen ausgesendet wird und sich von den Echosignalen anderer Blätter deutlich erkennbar abhebt.

In einem zweiten Versuchsteil trainierten die Forscher Fledermäuse darauf, einen kleinen Futterspender inmitten eines künstlichen Laubwaldes aufzuspüren. Einer dieser Spender war mit der Nachbildung eines herkömmlichen Blattes versehen, ein zweiter mit dem speziell geformten Blatt der Kletterpflanze. Ein dritter stand für sich allein. Die Fledermäuse fanden nun den Futterspender mit dem schüsselförmigen Blatt doppelt so schnell wie den ohne Blatt. Das normale Blatt verkürzte die Futtersuche nur minimal.

Anpassung zahlt sich für Pflanze aus
Die ungewöhnliche Blattform schränke dessen Photosynthese-Leistung ein, schreiben die Forschern, aber dennoch zahle sich die Anpassung aus. Die Pflanzen kämen im Regenwald nicht sehr häufig vor und seien für ihre Fortpflanzung darauf angewiesen, Bestäuber anzulocken, die bei der Nahrungssuche weitere Strecken zurücklegten. Für die Fledermäuse hingegen sei es ein Vorteil, nektartragende Pflanzen möglichst zielstrebig anfliegen zu können. Denn sie müssen in einer einzigen Nacht Hunderte von Blumen besuchen, um ihren Energiebedarf zu decken.

Bild: Ralph Simon/Universität Ulm

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