Rätsel nun gelöst?

Pferdemist verrät Hannibals Route über die Alpen

Wissenschaft
06.04.2016 11:56

Trotz harter Arbeit brillanter Geschichtsforscher war es lange ein Rätsel, wo der karthagische Feldherr Hannibal im Zweiten Punischen Krieg die Alpen überquerte, um den Römern entgegenzutreten. Mikrobiologen haben nun die mehr als 2200 Jahre alten Exkremente seiner Pferde untersucht und gezeigt, dass seine Truppen wohl nicht durch die Schweiz marschierten, wie man lange Zeit angenommen hatte.

Sie zählt zu den beeindruckendsten militärischen Unternehmungen der Antike: 218 vor Christus führte Hannibal seine rund 38.000 Soldaten, 37 Elefanten und mehr als 15.000 Pferde von Spanien kommend über die Alpen, um in Italien einzufallen. Welche Route er dabei nahm, blieb trotz aller Recherche durch Geschichtsforscher bislang ein Rätsel.

Studie bestätigt bislang wenig populäre Theorie
Wie das Newsportal "Watson" berichtete und der Mikrobiologe Chris Allen von der Queen's University Belfast auf der Website "The Conversation" schreibt, hat das Forscherteam, an dem Allen beteiligt war, nun eine bisher wenig populäre Theorie bestätigt. Demnach durchquerte Hannibal die Alpen über den Col de Traversette (Bild).

Dieser schmale Pass auf rund 3000 Metern Höhe an der Grenze zwischen Frankreich und Italien, südöstlich von Grenoble und südwestlich von Turin, sei auch heute noch ein gefährlicher Pfad, schreibt Allen. Die Route wurde vor mehr als 100 Jahren bereits vom Universalgelehrten Sir Gavin de Beer vorgeschlagen.

Viele Experten hielten jedoch eine nördlichere Route für wahrscheinlicher, da sie als passierbarer galt: dem Fluss Isere folgend durch die Schluchten Pontcharra und La Rochette, über den Col de Clapier in die Po-Ebene. Einige Anhänger hat auch die Theorie einer mittleren Route von der Isere über das Pelvoux-Massiv zur Durance, dann über den Col de Montgenevre.

2200 Jahre alten Pferdenmist untersucht
Das internationale Forscherteam um William Mahaney von der York University in Toronto hat tierische Kot-Ablagerungen nahe dem Col de Traversette gefunden und mit einer Kombination aus Genanalysen, Umweltchemie, Pollenanalyse und diverser geophysikalischer Methoden untersucht. Die Exkremente, die vermutlich von Pferden stammen, ließen sich mittels Radiokarbondatierung auf etwa 200 vor Christus einordnen.

Die Wissenschaftler entdeckten die Überreste in einem sumpfigen Weiher, einer der wenigen möglichen Wasserstellen für eine große Anzahl Tiere in dieser Gegend. Im Sediment fanden die Forscher große Mengen einer Bakteriengruppe namens Clostridia, die rund 70 Prozent des Pferdekots ausmachen. Diese Mikroben können Tausende von Jahren im Morast überdauern.

Weitere Analysen sollen die Anwesenheit von Pferden, Menschen und eventuell sogar Elefanten nachweisen. Unter anderem suchen die Forscher hierfür nach Parasiteneiern, die zusätzliche wertvolle Hinweise liefern könnten.

Unklar, warum Hannibal gefährliche Route wählte
Warum sich Hannibal für die gefährliche Route entschied, bleibt indes unklar. Es ließe sich spekulieren, dass der Feldherr keine andere Wahl hatte, schrieb Allen. Auf anderen Pässen bestand eventuell eine zu große Gefahr eines Überfalls durch gallische Truppen.

Der erst 28-jährige Heerführer brachte seine Truppen unter herben Verlusten, besonders bei den Elefanten, über die Alpen und fügte der römischen Armee einige empfindliche Niederlagen bei. Nach 16 Jahren des Krieges unterlag sein Heer 202 vor Christus bei Zama dennoch den römischen Truppen.

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