EuroREACH-Studie

Österreichs Männer länger gesund, aber früher tot

Wissenschaft
16.05.2013 16:39
Im Jahr 2010 betrug die sogenannte Restlebenserwartung im Alter von 65 Jahren in Österreich für Frauen 21,4 Jahre und für Männer nur 17,9 Jahre. Diese Zahlen wurden im Rahmen einer EU-Studie erhoben. Dabei zeigt sich, dass Männer im Schnitt zwar länger gesund bleiben, dafür aber früher sterben.

Statistisch gesehen dürfen 65-jährige Frauen davon ausgehen, im Schnitt 6,9 Jahre (und damit knapp ein Drittel der Restlebenserwartung) ohne Einschränkungen bei den täglichen Aktivitäten zu verbringen, Männer hingegen 7,4 Jahre - also einen vergleichsweise größeren Teil ihrer Lebenszeit. Diese Zahlen wurden in Wien anlässlich der Abschlusskonferenz eines dreijährigen EU-Forschungsprojekts namens EuroREACH präsentiert.

Warum Männer länger gesund bleiben, aber trotzdem früher sterben, ist noch nicht genau erforscht. Ein bestimmender Faktor dürfte die Tatsache sein, dass Männer eher von plötzlich auftretenden tödlichen Erkrankungen wie Herzinfarkt und Co. ereilt werden, während chronische Erkrankungen eher Frauensache sind. Welche statistischen Auswirkungen Lebensstil, Ernährung und Beruf spielen, ist (noch) nicht bekannt.

Lebenserwartung 65-Jähriger gestiegen
Tatsache ist, dass die Lebenserwartung 65-Jähriger von 1981 bis 2006 in Österreich bei beiden Geschlechtern um 4,3 Jahre gestiegen ist, wie Johannes Klotz von der Statistik Austria erklärte. Diese Zahl ist praktisch ident mit jener, die Männer und Frauen länger bei guter Gesundheit verbringen, und zwar in allen Bildungsgruppen.

Ein Unterschied zeigte sich bei Frauen: Bei jenen mit mittlerer Bildung verlängerte sich der Zeitraum, der bei Gesundheit verbracht wurden, um 5,6 Jahre, bei Frauen mit niedriger Bildung um 3,7 und bei solche mit hoher Bildung um 3,2 Jahre. Bei den Zahlen sind allerdings mögliche Zufallschwankungen in den Stichprobendaten zu berücksichtigen.

Biologische und äußere Faktoren
In welchem Ausmaß die Lebenserwartung von biologischen und äußeren Faktoren beeinflusst wird, ist noch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Eine davon ist die sogenannte Klosterstudie Marc Luys vom Institut für Demografie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Luy hat die Lebensdauer von 12.000 Personen in Klöstern erfasst und herausgefunden, dass in dieser relativ homogenen Gruppe - ähnliche Tätigkeiten, Lebensgewohnheiten, Ernährung, etc. - der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen nur ein Jahr betrug im Vergleich zu sechs Jahren außerhalb der "Klostermauern". Die Folgerung von Marc Luy: "Biologische Faktoren spielen eine untergeordnete Rolle." Jetzt wird die Klosterstudie erweitert, und zwar um Gesundheitsfragen, um deren Beantwortung 1.200 Personen gebeten werden. Erste Ergebnisse der Langzeitstudie sind im kommenden Jahr zu erwarten.

Lebenserwartung steigt jährlich um drei Monate
Die statistische Lebenserwartung insgesamt steigt derzeit um drei Monate jährlich, was binnen vier Jahren ein zusätzliches Lebensjahr bedeutet. In Österreich wird die zunehmende Lebenszeit seit 140 Jahren beobachtet und war lange Zeit einem massiven Rückgang der Säuglings- und Kindersterblichkeit zu verdanken. Erst in den 1960er-Jahren setzte der Umschwung ein - die Menschen wurden immer älter.

Wie es mit dem Anstieg der Lebenserwartung weitergeht, weiß niemand so genau: Erwartet wird, dass die Kurve sich längerfristig abflacht. Maria Hofmarcher, Koordinatorin des jetzt zu Ende gehenden dreijährigen Forschungsprojekts EuroREACH, sieht durchaus Ansatzpunkte, um die statistische Lebenserwartung weiter zu erhöhen: Sie sieht etwa in der Gesundheitsförderung sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen einen Nachholbedarf.

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