Zufällig entdeckt

Nerven von Furchenwalen dehnbar wie Bungee-Seile

Wissenschaft
04.05.2015 16:36
Furchenwale haben in ihrem Maul und ihrer Zunge Nervenstränge wie Bungee-Seile: Die Tiere können die Länge dieser Nerven ohne Probleme verdoppeln und sie anschließend wieder zusammenziehen. Das kommt den Meeresgiganten bei der Nahrungsaufnahme zugute, wie Forscher der kanadischen Universität von British Columbia (Vancouver) im Journal "Current Biology" berichten. Sie vermuten, dass solche Nervenstränge auch bei anderen Tieren vorhanden sein könnten, so etwa bei Fröschen.

Eigentlich sind Nerven nicht dafür bekannt, sehr dehnbar zu sein. Überdehnungen gehören sogar zu einer häufigen Form der Nervenschädigung beim Menschen. Furchenwalen, zu denen auch Finn- und Blauwale (kleines Bild) gehören, verschafft hingegen die Elastizität ihrer Nerven vermutlich einen evolutionären Vorteil.

Diese Tiere öffnen ihr Maul extrem weit, um große Mengen Wasser in ihrem Kehlsack aufzunehmen, der an einen riesigen Ballon erinnert. Mit der Zunge drücken sie das Wasser dann durch ihre Barten wieder aus dem Maul und filtern so Krill und Plankton heraus. Das Volumen des Wassers, das mit einem Schluck aufgenommen wird, kann dabei das Volumen des Wals selbst übertreffen.

Für diese Art der Nahrungsaufnahme haben die Meeresgiganten eine anatomisch angepasste Zunge und Fettschicht (Blubber) im Bereich des Mauls. "Wir erkennen nun, dass auch die Struktur der Nerven in diesen Geweben daran angepasst ist", erklärte der Biologe Wayne Vogl in einer Mitteilung. Diese spezifischen Nerven könnten demnach hilfreich für die Entwicklung der riesigen Körper jener Walarten gewesen sein.

Dehnbare Nerven eher zufällig entdeckt
Diese Erkenntnis machte das Team der Universität von British Columbia eher zufällig: Einem der beteiligten Wissenschafter fiel im Labor eine mattweiße, schnurartige Struktur auf, die von einem Finnwal stammte und sich dehnen ließ. Zunächst dachten die Biologen, dass es sich um Blutgefäße handle, stellten dann aber fest, dass sie Nervenstränge in den Händen hielten.

"Diese langen Nerven dehnen und ziehen sich zusammen wie Bungee-Seile", beschrieb Vogl. Bei genauerer Untersuchung stellten die Forscher fest, dass die Nervenfasern den Kern der Stränge bilden und sich nicht dehnen, sondern vielmehr entfalten. Um die Nervenfasern befindet sich wiederum eine sehr dicke und dehnbare äußere Wand elastischer Fasern, die aus Kollagen und Elastin besteht. Reißt der Wal sein Maul auf, entfalten sich die Nervenfasern im Kern des Strangs, während sich die elastischen Fasern darum dehnen.

Die Wissenschafter vermuten, dass diese Art der Nervenstränge auch bei anderen Tieren vorkommt, etwa bei Fröschen mit aufblasbaren Kehlsäcken oder Chamäleons mit ihren langen und schnellen Zungen. Sie wollen nun untersuchen, wie sich der Nervenkern so schnell entfalten und wieder zusammenfalten kann. "Unsere Entdeckung macht deutlich, wie wenig wir über die Anatomie der größten Meeresbewohner wissen", betonte der an der Studie beteiligte Meeresbiologe Nick Pyenson.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele