Tausende staunten

Mont Saint-Michel vom Festland abgeschnitten

Wissenschaft
22.03.2015 12:21
Zehntausende haben am Samstag am Klosterberg Mont Saint-Michel an der nordfranzösischen Atlantikküste das Spektakel einer "Jahrhundertflut" bestaunt. Das Wasser stieg erstmals am Morgen rasch an und umschloss die Weltkulturerbestätte vollständig. Bei einer zweiten Flut am Abend wurde sogar ein historischer Höchstwert erreicht, der Wasserspiegel stieg um über 14 Meter.

Möglich wurde die Flut in der Bretagne durch die Konstellation, dass Erde, Mond und Sonne auf einer Achse lagen. Dadurch wirken die Anziehungskräfte von Mond und Sonne auf das Meereswasser, die für Flut und Ebbe verantwortlich sind, besonders stark. Diese Stellung der Himmelskörper hatte auch zur Sonnenfinsternis am Freitag geführt.

Die Brücke, die zur Mont Saint-Michel-Insel führt und vom österreichischen Architekten Dietmar Feichtinger entworfen wurde, stand bereits am Morgen an einer Stelle unter Wasser. Am Abend stieg der Meeresspiegel dann vom tiefsten Punkt der Ebbe bis zum höchsten Punkt der Flut um mehr als 14 Meter an. Die Flut erreichte einen Gezeitenkoeffizienten von 119. Das ist nach Angaben von Experten des französischen ozeanographischen Instituts Shom der höchste Wert, der je erreicht wurde.

"Jahrhundertflut" alle 18 Jahre
Am Klosterberg Saint-Michel fallen Ebbe und Flut besonders stark aus. Bereits für den Morgen wurde ein Gezeitenkoeffizient von 118 auf einer Skala von 20 bis 120 errechnet. Die Bezeichnung "Jahrhunderflut" ist allerdings etwas übertrieben - denn tatsächlich gibt es vergleichbare Fluten am Saint-Michel alle 18 Jahre - zuletzt am 10. März 1997, das nächste Mal am 3. März 2033.

Die Schaulustigen waren begeistert: Zahlreiche Handys und Fotokameras wurden in die Höhe gereckt, um Aufnahmen von der vom Wasser umgebenen Insel zu machen. Dutzende blaue und weiße Scheinwerfer waren an der auf die Insel führenden Brücke angebracht, Saint-Michel war hell erleuchtet. Manche Besucher hatten sich die Flut jedoch spektakulärer vorgestellt. Einer von ihnen zeigte sich "ein bisschen enttäuscht".

"Wirklich bewegend"
Die Besucherin Marie-Reine Sallou, die das Ereignis am Morgen im Sonnenaufgang erlebte, war schon mehrmals am Mont-Saint-Michel, aber noch nie bei einer solchen Flut: "Die Sonne ist aufgegangen, und die Flut ist gestiegen - es war großartig", berichtete die Französin aus dem nahen Rennes. "Der Mont-Saint-Michel ist wieder eine Insel geworden, es war wirklich bewegend zu sehen, wie der Mont von Wasser umgeben war."

Im nahen Saint-Malo hatten sich bereits am Morgen etwa 20.000 Besucher in Regenjacken und Gummistiefeln entlang der vom Wasser umspülten Stadtmauern versammelt, um das Naturspektakel mitzuerleben. Auch hier hatten sich einige Schaulustige aber mehr erhofft. Er habe schon "viel beeindruckendere" Wellen erlebt, sagte ein Besucher.

Stärker als am Mont Saint-Michel fällt der Unterschied zwischen Ebbe und Flut nur in der Bucht von Fundy an der kanadischen Atlantikküste aus, dort kann er rund 16 Meter betragen. Auch in Feuerland an der Südspitze Südamerikas, in Australien und Großbritannien war das Naturereignis gut zu beobachten.

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