Abstoßungsreaktionen

Mögliches Risiko bei Stammzelltherapien entdeckt

Wissenschaft
21.11.2014 10:45
Für die Medizin haben aus Körperzellen gewonnene Stammzellen bislang als große Therapie-Hoffnungsträger gegolten. Doch jetzt haben deutsche Wissenschaftler herausgefunden, dass diese Zellen, wenn sie durch ein Verfahren namens Kerntransfer erzeugt werden, beim Empfänger Abstoßungsreaktionen auslösen können. Doch genau diese sollten bei Stammzellen eigentlich nicht auftreten, berichten die Forscher im Fachmagazin "Cell Stem Cell".

Grund für die Abstoßungsreaktionen sind demnach Erbgutbestandteile der Empfängerzelle, die sich außerhalb des Zellkerns befinden und bei diesem Verfahren nicht ausgetauscht werden. Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hatten die somatischer Zellkerntransfer (SCNT) genannte Methode bei Zellen im Labor angewendet und in der Folge Abstoßungsreaktionen festgestellt.

Genaue Auswirkungen sind noch unklar
"Bisher kann man nur spekulieren, welche Auswirkungen dieses Phänomen auf Transplantationen beim Menschen haben wird", sagt Studienleiterin Sonja Schrepfer von der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des UKE. Angesichts der aktuellen Ergebnisse sollte man die SCNT-Technologie jedoch kritischer betrachten und vorsichtiger mit ihr umgehen. "Unsere Veröffentlichung ist als Warnung zu verstehen. Dennoch ist der SCNT wahrscheinlich immer noch ein vielversprechender Weg zu neuen Therapien."

SCNT (somatic cell nucleus transfer) ist eine Technologie der Stammzellforschung, mit der es 2013 erstmals gelungen ist, aus ausgereiften (adulten) Körperzellen eines Menschen embryonale Stammzellen herzustellen. Diese, so die Hoffnung, könnten eines Tages helfen, etwa durch einen Infarkt geschädigtes Herzmuskelgewebe mit "neuen" Herzmuskelzellen des Patienten zu ersetzen.

Die durch SCNT gewonnenen embryonalen Stammzellen unterscheiden sich in ihrem Zellkern genetisch nicht von den Spenderzellen, aus denen der Zellkern stammt. Wie bei allen Zellen höherer Organismen befinden sich jedoch auch Gene in den Mitochondrien, lebenswichtigen Zellbestandteilen mit einem eigenen Erbgutmolekül (DNA). Sie stammen in diesem Fall aus der Empfängerzelle, der Eizelle, in die der Zellkern eingesetzt wurde.

Mitochondrien-DNA beim Menschen sehr variabel
"Insgesamt ist in den Mitochondrien nur ein kleiner Teil des gesamten Erbguts vorhanden", erklärt der Erstautor der Studie, Tobias Deuse. Deshalb sei bisher nicht bedacht worden, ob Unterschiede der mitochondrialen DNA zu einer immunologischen Abstoßungsreaktion nach Transplantation dieser Zellen führen können. Da die mitochondriale DNA beim Menschen aber eine deutlich höhere Variabilität als bei anderen Organismen habe, "seien beim Menschen auch Immunreaktionen zu erwarten", so der Forscher.

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