Bis 136 m weniger

Massiver Gletscherschwund im Hitzesommer 2015

Wissenschaft
08.04.2016 14:05

Der Hitzesommer 2015 hat für einen starken Rückgang der österreichischen Gletscher gesorgt. Von den 92 beobachteten Gletschern sind 88 zurückgeschmolzen, drei davon sogar mehr als 100 Meter. Drei Gletscher sind stationär geblieben, "nur ein eínziger ist vorgestoßen", teilte die Glaziologin Andrea Fischer mit. Damit sei die Zahl der zurückschmelzenden Gletscher gegenüber dem vorigen Berichtsjahr um zehn Prozent angestiegen.

Für das Jahr 2014/15 ergibt sich laut den Messergebnissen der ehrenamtlichen Gletschermesser des Alpenvereins ein mittlerer Längenverlust von 22,6 Metern. Dies liege deutliche über den Werten der Vorjahre. Das letzte Mal seien 2007 und 2003 ähnlich hohe Werte erreicht worden, hieß es bei der Präsentation des "Gletscherberichts 2014/15" am Freitag in Innsbruck.

Bis zu 136 Meter weiter Rückgang
Drei Gletscher hat die Hitze im vergangenen Jahr besonders schwer getroffen: Das Hornkees in den Zillertaler Alpen wurde um 136 Meter kürzer. Der Gepatschferner in den Ötztaler Alpen sei um 121,5 Meter zurückgegangen, und auch der Taschachferner im Pitztal verlor 101 Meter an Länge. 2013/14 habe es im Vergleich dazu keinen Rückgang von mehr als 100 Metern gegeben.

Das Eiskar in den Karnischen Alpen, der Grünau-Ferner in den Stubaier Alpen und der Wandnischengletscher Roter Knopf in der Schobergruppe blieben stationär. Einzig das Winkl-Kees in der Ankogel-Hochalmspitz-Gruppe ist um viereinhalb Meter vorgestoßen. Das Schwinden von Österreichs größtem Gletscher, der Pasterze, liege mit einem Verlust von 54,4 Metern in derselben Größenordnung wie in den Vorjahren.

"Viel zu warmes Messjahr"
Die Mitteltemperatur der Bergstationen Sonnblick, Säntis und Zugspitze sei von Oktober 2014 bis September 2015 um 2,3 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel gelegen. Der November sei sogar um 5,1 Grad Celsius zu warm gewesen, der Juli um 4,9 und der August um vier Grad. Die Abweichung des Jahres 2015 sei damit der höchste Wert seit Beginn der homogenisierten Datenreihen aller drei Stationen im Jahr 1901. "Lange andauernde Hochdrucklagen und das Ausbleiben sommerlicher Schneefälle sind die Zutaten für ein viel zu warmes Messjahr und damit der Grund für die aktuellen Gletscherrückgänge", so Fischer.

Immer mehr alpine Seen
In den kommenden Jahrzehnten werden die Gletscher weiter abschmelzen. "Die Gletscher müssen weiter zurückgehen, weil sie noch nicht im Gleichgewicht mit dem derzeit vorherrschenden Klima sind", erklärte Fischer. Ob die österreichischen Eisriesen jemals gänzlich verschwunden sein werden, lasse sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Rund um das Jahr 2050 werde es jedenfalls "sehr spannend".

Und noch eine Auswirkung wurde dokumentiert: Dort, wo noch vor rund 200 Jahren Gletscher die hochalpine österreichische Landschaft prägten, breiten sich immer mehr Seen aus. Die Klimaerwärmung lässt die Eispanzer schmelzen und Gletscherseen entstehen. Mehr als 200 haben sich in den vergangenen 150 Jahren gebildet, sagte der Salzburger Forscher Jan-Christoph Otto.

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