Indirekter Schutz

Masern-Impfung beugt auch anderen Krankheiten vor

Wissenschaft
07.05.2015 20:00
Die Masern-Impfung schützt wahrscheinlich indirekt auch jahrelang vor anderen Erkrankungen. Darauf weise der Vergleich von Daten zur Kindersterblichkeit vor und nach Einführung der Impfung hin, berichteten Forscher im Fachmagazin "Science". Das Masern-Virus schwächt das Immunsystem demnach noch lange nach einer durchgemachten Erkrankung und macht Betroffenen anfälliger für andere Infektionen.

Die Einführung der Masern-Impfung vor rund 50 Jahren hatte zu einer Abnahme der Kindersterblichkeit geführt. Der Effekt war sogar größer als zuvor erwartet. Mit der Verhinderung von Masern-Infektionen allein ließ sich dies nicht erklären.

Masern-Virus schwächt das Immunsystem langfristig
Studien hätten schließlich gezeigt, dass das Masern-Virus das Immunsystem langfristig schwächt, erklären die Forscher um Michael Mina von der US-Universität Princeton. Eine mögliche Ursache ist demnach, dass wichtige Immunzellen - die Lymphozyten - nach der Masern-Infektion zwar auf die Bekämpfung des Masern-Virus eingestellt sind, bei der Abwehr anderer Keime aber fehlen.

Durch die Masern komme es zu einer Art Immun-Amnesie, in der Folge seien Betroffene anfälliger für andere Erkrankungen, heißt es in der Studie. Michael Mina und seine Kollegen prüften nun, ob und wie lange sich dieser Effekt in der Bevölkerung nachweisen lässt. Dafür analysierten sie Gesundheitsdaten aus England, Wales, Dänemark und den USA vor und nach der Einführung der Masern-Impfung.

Masern-Impfung führt zu Herdenimmunität
Die Auswertung ergab, dass die Sterblichkeit durch andere Infektionen eng an das Vorkommen von Masern gekoppelt war - und zwar über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren nach einer Masern-Erkrankung. Die Masern-Impfung führe also nicht nur zu einer Herdenimmunität gegenüber diesem Virus, sondern auch gegenüber anderen Keimen, schlussfolgern die Forscher. Von Herdenimmunität spricht man, wenn sich eine Krankheit in der Bevölkerung nicht ausbreiten kann, weil sehr viele Menschen gegen den Erreger immun sind, etwa aufgrund einer breit eingeführten Impfung.

Masern-Viren sind weltweit verbreitet und extrem ansteckend. Menschen infizieren sich, wenn sie infektiöse Tröpfchen einatmen - etwa, weil ein Erkrankter in der Nähe hustet oder niest. Ungefähr zehn Tage später beginnt die Krankheit mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Husten, Schnupfen oder auch einer Bindehautentzündung. Dann erscheinen die typischen rot-braunen Hautflecken. In der Regel klingen die Symptome nach einer bis eineinhalb Wochen ab. Es kann aber auch zu Komplikationen wie Lungenentzündung, Durchfall oder der besonders gefürchteten Gehirnentzündung kommen.

Besonders gefährdet sind Kinder unter elf Monaten (wenn die erste Impfdosis verabreicht werden kann) wie auch Kinder und Erwachsene, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Auch ungeimpfte Schwangere und ihre ungeborenen Kinder sind durch Masern in höchster Gefahr: Das Risiko für Tot- und Frühgeburten ist stark erhöht.

Bis 2020 sollen Masern eliminiert werden
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich zum Ziel gesetzt, die Masern bis spätestens zum Jahr 2020 weltweit zu eliminieren. Dafür ist in der Bevölkerung eine Immunität von mindestens 95 Prozent der Menschen in allen Altersgruppen nötig.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele