Wiener Virologen:

MERS-Coronavirus von Kamel auf Mensch übertragbar

Wissenschaft
02.05.2014 10:45
Seit September 2012 sind weltweit über 300 Menschen durch Infektion mit dem Middle Eastern Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV) erkrankt, ein Drittel davon ist gestorben. Dass Dromedare der Ursprung der Infektionskrankheit sind, gilt seit Kurzem als bestätigt. Die Übertragungswege des Erregers sind bislang jedoch noch unklar.

Norbert Nowotny und Jolanta Kolodziejek vom Institut für Virologie an der Vetmeduni in Wien, die die Übertragungswege des MERS-Coronavirus erforschen, fanden nun heraus, dass die Erreger aus infizierten Menschen und Dromedaren aus derselben Region fast identische RNA-Sequenzen aufweisen. "Das deutet auf eine Übertragung zwischen Tier und Mensch hin. In diesem Fall spricht man von einer sogenannten Zoonose. Mit diesem Wissen können wir gezielt auf die Ausbreitung des Virus reagieren. Es sind etwa Impfungen von Kamelen im Gespräch. So könnte eine Verbreitung gebremst werden", so Nowotny.

Virus-RNA unterscheidet sich regional
Die Wiener Virologen haben Nasenschleimhaut- und Bindehautabstriche von 76 Dromedaren aus dem Oman untersucht. In fünf Tieren fanden sie das MERS-Coronavirus (das kleine Bild zeigt eine elektronenmikroskopische Aufnahme des Erregers) und verglichen die virale RNA mit jener von MERS-Coronaviren aus Katar und Ägypten. Die Analyse zeigte, dass sich die Viren regional unterscheiden. "Dies bedeutet, dass es keinen spezifischen "Kamel-MERS-Coronavirus-Stamm" gibt, sondern dass ein und dasselbe Virus Kamele und Menschen infiziert", so Studienleiter Nowotny.

Die Virus-Mengen im Nasen- und Augensekret der Dromedare waren überraschend hoch. Die Forscher gehen deshalb davon aus, dass der Übertragungsweg von Tier auf Mensch höchstwahrscheinlich über diese Kontaktstellen passiert, vor allem über Nasensekret.

Das MERS-CoV führt beim Menschen zu schweren Lungenentzündungen und zu Nierenversagen, während Kamele keine oder kaum Symptome - eventuell Nasenausfluss - zeigen. Bisher fanden alle Infektionen beim Menschen auf der Arabischen Halbinsel statt. Einige erkrankten allerdings erst nach der Rückkehr in ihre Heimatländer, davon bisher elf in Europa. Das MERS-Coronavirus wird auch von Mensch zu Mensch übertragen, zum Beispiel in Familien, bei Veranstaltungen aber auch beim Kontakt zwischen Patienten und medizinischem Personal.

MERS- und SARS-Coronaviren sind Verwandte
Das MERS-Coronavirus ist eng mit dem SARS-Coronavirus verwandt. SARS nahm seinen Ursprung in China und forderte in den Jahren 2002 und 2003 über 800 Todesfälle weltweit. "Während das SARS-Coronavirus vermutlich nur einmal die Artenbarriere übersprang, indem es von Fledermäusen auf den Menschen überging, müssen wir beim MERS-Coronavirus von laufenden Übertragungen von Kamelen auf Menschen ausgehen", erläutert Nowotny.

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