Zweifel an Todesart

Körper von Eismann “Ötzi” soll erneut gescreent werden

Wissenschaft
07.11.2011 11:20
Die weltbekannte Gletschermumie "Ötzi" scheint auch nach 5.300 Jahren nicht zur Ruhe zu kommen. Wissenschaftler haben jetzt Zweifel an der Todesart des Eismannes geäußert. Der bis dato als Ursache geltende tödliche Pfeilschuss könnte widerlegt werden, heißt es. Spekuliert wird, ob der Alpenbewohner aus der Jungsteinzeit nicht doch bei einem schlichten Bergunglück ums Leben kam. Ein neuerliches "Sreening und Mapping" des Körpers soll nun Aufschluss bringen.

Den Forschungsergebnissen von Karl-Heinz Künzel und Wolfgang Recheis von der Medizinischen Universität Innsbruck zufolge weise "Ötzis" Leiche "einen knöchernen Einriss mit Aufgehen einer Schädelnaht und eine gelbliche Verfärbung des Augapfels auf, die als indirekte Blutspur zu interpretieren sei". Würde der Eismann also bei einem Bergunfall seinen Tod gefunden haben, könnte der Pfeilschuss, der bisher als Todesursache galt, von einem früheren Angriff herrühren.

Erst Mitte Oktober war bekannt geworden, dass "Ötzi" sich kurz vor seinem Tod ein stark blutendes Cut mit einer Fraktur im Bereich der rechten Augenhöhle kombiniert mit einer Einblutung im Augapfel (Augapfelprellung) zugezogen hatte. "Dieses Verletzungsmuster kann auch unabhängig von Fremdeinwirkung, wie Pfeilschussverletzung oder Kampf, beispielsweise durch einen Sturz im unwegsamen Gelände unter Berücksichtigung von Extrembedingungen im Hochgebirge tödlich enden", hatte Künzel von der Division für klinisch funktionelle Anatomie seine Forschungsergebnisse damals erläutert.

Pfeilschuss oder Bergunglück?
Im Zuge des zweiten Mumienkongresses in Bozen am 22. und 23. Oktober bestätigten nanotechnologische Untersuchungen einer Gehirnprobe ein Schädel-Hirn-Trauma. "Dieses allein hätte bereits tödlich sein können, hat sicherlich aber neben der Schussverletzung zum Tode beigetragen", teilten Wissenschaftler der Ludwig-Maximilian-Universität in München ihre Erkenntnisse mit. Ungeklärt blieb die Frage, ob sich der Eismann das Trauma durch einen Sturz oder durch einen Schlag auf den Kopf zugezogen hatte.

Bei der Tagung wurde noch eine Todesursache durch Fremdeinwirken vertreten. "Er hat gerastet und ein ausgiebiges Mahl eingenommen. Bei dieser Rast ist er von einem Angreifer überrascht, erschossen und liegen gelassen worden", beschrieb Albert Zink, Leiter des Bozner EURAC-Instituts für Mumien und den Iceman, das Todesszenario (Bericht in der Infobox).

Vor 20 Jahren im Eis gefunden
Am 19. September jährte sich der Fund der Gletschermumie im Südtiroler Teil der Ötztaler Alpen zum 20. Mal. Das deutsche Ehepaar Erika und Helmut Simon stieß damals in 3.210 Metern Höhe im Bereich des Tisenjochs auf die 5.300 Jahre alte Leiche aus der Jungsteinzeit. Seither beschäftigt der Mann aus dem Eis namens "Ötzi" Forschung und Öffentlichkeit.

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