Neue Forscherthese

Jesus starb laut Studie an einem Kreuz in Y-Form

Wissenschaft
11.04.2014 12:07
Der italienische Archäologe Matteo Borrini stellt das Bild des leidenden Jesus mit seitlich an einen Querbalken genagelten Armen infrage. Der Forscher, der für seine Studie auch die Blutflecken auf dem Turiner Grabtuch untersuchte, kommt zu dem Schluss, dass der gekreuzigte Jesus in einer Y-Position - also mit schräg erhobenen Händen - gestorben sein muss.

Geht es nach Borrini, der an der John Moores University in Liverpool lehrt, dann lassen sich die Blutspuren auf dem - nicht unumstrittenen - Turiner Grabtuch (im Bild rechts) nämlich nur so erklären. Um seine These zu untermauern, hat er mit dem Chemiker Luigi Garlaschelli von der Universität Pavia verschiedene Kreuzigungspositionen nachgestellt, bei denen Blut aus einer Kanüle in jeweils unterschiedlicher Höhe ausfloss (siehe Video).

Besonders schmerzhafte Kreuzigungsform
Nur wenn die Hände oberhalb des Kopfes angenagelt wurden, wäre das Blut aus den Wundmalen Jesu - wie auf dem Grabtuch zu sehen - über die Ellenbogen abgeflossen (links), erläutert Borrini. Laut seinen Angaben war eine Kreuzigung in Y-Position im Altertum keine Seltenheit.

Diese Art der Hinrichtung am Kreuz gilt als besonders schmerzhaft, weil das Atmen in Y-Position die Gekreuzigten viel Kraft kostete und die Betroffenen wohl qualvoll erstickten. Schon früher hatten ExpertenZweifel an der klassischen Kreuzigungsposition gehegt und auch in der Kunst gibt es Darstellungen, die von der traditionellen T-Form abweichen.

Echtheit des Grabtuchs ist umstritten
Über Echtheit und Alter des Turiner Grabtuchs, auf dem die Gesichtszüge eines bärtigen Mannes zu erkennen sind, streitet sich die Wissenschaft allerdings bis heute. Seit 1578 wird das 4,37 Meter lange und 1,11 Meter breite Leinentuch in einer Seitenkapelle des Turiner Doms unter Verschluss gehalten und nur zu besonderen Anlässen öffentlich ausgestellt.

Gegen seine Authentizität spricht, dass es erstmals im Mittelalter, anno 1357, in Frankreich auftauchte und von seiner Existenz vor dieser Zeit nichts bekannt war. 1988 schließlich schien die Radiokarbon-Datierung einer Stoffprobe seinen Mythos zu versenken: Das Tuch, so verkündeten Experten aus drei verschiedenen Laboren, stamme aus der Zeit zwischen 1260 und 1390 nach Christus. Doch das Ergebnis dieser Untersuchungen wird aus verschiedenen Gründen angezweifelt. Bis heute sorgen angebliche neue Erkenntnisse regelmäßig für Schlagzeilen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele