Wiener Studie zeigt:

Im Winter geborene Männer sind öfter Linkshänder

Wissenschaft
02.07.2014 13:43
Männer mit einem Geburtsdatum im November, Dezember oder Jänner werden einer Studie von Wiener Forschern zufolge etwas häufiger Linkshänder. Die Ergebnisse könnten als Hinweis darauf gedeutet werden, dass der Testosteronspiegel in wichtigen Phasen der Gehirnentwicklung beim Fötus daran beteiligt ist, wie sich die Händigkeit schlussendlich ausbildet, so die Forscher.

Über die Mechanismen dahinter, ob jemand eine Präferenz hinsichtlich der Dominanz einer Hand ausbildet und welche Hand dann zur Bevorzugten wird, weiß die Wissenschaft derzeit noch nicht allzu viel. Neben starken gesellschaftlichen Einflüssen und einer möglichen genetischen Veranlagung wird unter anderem auch die Schwankung des Hormonhaushalts im Mutterleib als etwaiger Einflussfaktor diskutiert. Die US-amerikanischen Neurologen Norman Geschwind und Albert Galaburda formulierten in den 1980er-Jahren eine Theorie, in der sie beschrieben, dass Testosteron in der embryonalen Entwicklung die Reifung der linken Hirnhälfte hemmt.

Da bei Rechtshändern die linke Seite dominant ist und bei Linkshändern die rechte, könnte das dazu führen, dass ein zu einem bestimmten Zeitpunkt der Schwangerschaft erhöhter Testosteronspiegel eine etwas stärkere Tendenz zur Ausbildung von Linkshändigkeit zur Folge hat. Männliche Föten wiederum haben aufgrund ihrer eigenen Hormonproduktion einen prinzipiell höheren Testosteron-Wert, auch der Hormonspiegel der Mutter kann den Fötus zusätzlich beeinflussen. Mehr Tageslicht in den Sommermonaten erhöht den Testosteronspiegel der Mutter, was einen Jahreszeiteneffekt möglich mache, hieß es am Dienstag in einer Aussendung.

Mehr linkshändige männliche Babys im Winter
Einen solchen Effekt haben Forscher der Fakultät für Psychologie der Universität Wien nun tatsächlich in zwei unabhängigen Datensätzen aus Österreich und Deutschland gefunden: Insgesamt waren unter den fast 13.000 Befragten 7,5 Prozent der Frauen und 8,8 Prozent der Männer Linkshänder. Für dieses Ungleichgewicht waren vor allem Geburtenüberschüsse männlicher Linkshänder von November bis Jänner verantwortlich. "Während im monatlichen Schnitt 8,2 Prozent der linkshändigen Männer in den Monaten Februar bis Oktober geboren wurden, lag dieser Anteil für die Monate November bis Jänner bei 10,5 Prozent", erklärt der Erstautor der Studie, Ulrich Tran.

Frühere Studien hätten kein so klar interpretierbares Bild ergeben, so Tran. Die aktuellen Ergebnisse zeigen aber, dass es einen zwar kleinen, aber beständigen und somit "relativ bedeutsamen Effekt" der Jahreszeit gibt und dass dieser nur Männer betrifft. Das stütze indirekt die durchaus umstrittene Theorie von Geschwind und Galaburda.

Frage nach Hormonwirkung auf Babys
Die Studie sei unter dem Gesichtspunkt zu sehen, dass sich die Forschung zunehmend für den Einfluss von Hormonspiegeländerungen auf die Gehirnentwicklung insgesamt interessiere, so die Forscher. Der gefundene Effekt sei auch ein Hinweis darauf, dass gerade in der 14. bis 18. Schwangerschaftswoche im Gehirn möglicherweise wichtige Weichen für die künftige Händigkeit gestellt werden bzw. in diesem Zeitraum das Gehirn allgemein besonders empfänglich für hormonelle Einflüsse zu sein scheint. In Zukunft gelte es, mit anderen Methoden herauszufinden, welche Wirkmechanismen dahinter stecken, so Tran. Die Ergebnisse der Studie wurden im im Fachblatt "Cortex" veröffentlicht.

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