Studie aus Zürich

Höhere Arbeitslosigkeit führt zu mehr Suiziden

Wissenschaft
11.02.2015 01:01
Arbeitslosigkeit führt zu mehr Suiziden. Das geht aus einer Studie von Psychiatrie-Experten der Universitätsklinik Zürich mit Daten aus 63 Staaten - darunter auch Österreich - hervor. Der Anteil der Beschäftigungslosigkeit an den Selbsttötungsraten dürfte bei rund 20 Prozent liegen, heißt es in "Lancet Psychiatry".

Carlos Nordt von der Züricher Klinik und die Co-Autoren haben die Daten bezüglich der Arbeitslosenrate und der Suizide von mehr als fünf Dutzend Staaten, zusammengefasst in vier Regionen (Amerika, Nord- und Westeuropa inklusive Österreich, Süd- und Osteuropa sowie Länder außerhalb von Nord- und Südamerika und Europa), aus den Jahren 2000 bis 2011 analysiert. An sich ging die Suizidrate, wenn man die Beschäftigungslosigkeit herausrechnete, pro Jahr in diesen Weltregionen um 1,1 Prozent zurück.

Krisenjahr 2008 brachte Gegenbewegung
Doch das Jahr 2008 hatte eine deutliche Gegenbewegung zur Folge. Die Autoren: "Das beste und stabilste Rechenmodell deutet auf einen Anstieg der Suizidraten schon vor der Erhöhung der Arbeitslosenzahlen (sechs Monate zuvor) hin. In allen Weltregionen war das Risiko für Selbsttötungen in Verbindung mit Arbeitslosigkeit in der Beobachtungszeit (2000 bis 2011) um 20 bis 30 Prozent erhöht."

Für das Jahr 2000 gingen die Wissenschaftler von insgesamt rund 243.000 Suiziden in den untersuchten Ländern aus. 2011 waren es dann rund 227.000 solcher Todesfälle. Das entsprach dem global beobachteten Rückgang. Auf der anderen Seite, so die Wissenschaftler: "Insgesamt standen im Jahr 2007 41.148 Suizide in Verbindung mit Arbeitslosigkeit, im Jahr 2009 waren es 46.131. Das deutet auf eine Übersterblichkeit infolge der Wirtschaftskrise des Jahres 2008 durch 4.983 Fälle von Suiziden hin."

Traditionell geringe Arbeitslosigkeit verstärkt Effekt
Insgesamt, so Nordt und die Co-Autoren, ist der Effekt von Arbeitslosigkeit auf die Selbsttötungen offenbar in jenen Staaten höher, in denen Beschäftigungslosigkeit traditionell an sich geringer ist. In diesen Ländern kommen vulnerable Menschen offenbar nicht mit für sie ungewohnter Arbeitslosigkeit zurecht. In Weltregionen mit an sich schon hoher Beschäftigungslosigkeit wirkt sich ein weiterer zeitweiser Anstieg nicht so stark aus.

Die Ergebnisse der neuen Studie zeigen ganz ähnliche Trends wie eine wissenschaftliche Publikation, die unter anderem unter Mitarbeit von Lukas Pezawas von der Universitätsklinik für Psychiatrie der MedUni Wien im AKH (auch mit Nordt als Co-Autor) Ende Oktober vergangenen Jahres im British "Journal of Psychiatry" online veröffentlicht wurde. Dabei wurden die Daten von 29 europäischen Staaten (2000 bis 2011), eine Untergruppe der nunmehr 63 Staaten in der größeren Auswertung weltweit, analysiert.

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