Mit NASA-Sonde "MRO"

Hinweise auf flüssiges Wasser am Mars gefunden

Wissenschaft
28.09.2015 17:00
Auf dem Mars gibt es sehr wahrscheinlich auch heute noch flüssiges Wasser. Darauf deuten jedenfalls neue Analysen von Messdaten der Raumsonde "Mars Reconnaissance Orbiter" (kurz: MRO) der US-Raumfahrtbehörde NASA hin. Salziges Schmelzwasser könnte demnach regelmäßig im Marssommer manche Steilhänge hinabfließen, berichtet ein Team um Lujendra Ojha vom Georgia Institute of Technology in Atlanta.

Es soll sich um Salzlake-Bäche handeln, die möglicherweise auch auf Bakterien und mikrobielles Leben auf dem Roten Planeten schließen lassen. "Der Mars ist nicht der trockene, ausgedörrte Planet, für den wir ihn in der Vergangenheit gehalten haben", sagte der Leiter des NASA-Planetenprogramms, Jim Green. John Grunsfeld von den NASA-Wissenschaftsmissionen sprach von einem "bedeutenden Fortschritt". Es scheine bestätigt zu sein, dass "Wasser in Form von Salzlake-Bächen heute auf dem Mars fließt", sagte der ehemalige Astronaut. Dunkle Schlieren, die sich an Hängen an der Mars-Oberfläche hinabziehen, waren vor rund vier Jahren entdeckt worden. Sie sind mehrere hundert Meter lang und bis zu fünf Meter breit.

Die Analysen sind der bislang beste Beleg dafür, dass es auch heute noch - zumindest zeitweise - flüssiges Wasser auf dem Roten Planeten gibt. Dieses ist von zentraler Bedeutung für Leben, wie wir es kennen. Auf dem Mars wurden bereits in der Vergangenheit verschiedene Wassereisvorkommen und zahlreiche Hinweise auf ausgetrocknete Gewässer gefunden, flüssiges Wasser selbst wurde bisher aber nicht direkt beobachtet. Die Entdeckung habe Bedeutung für die Suche nach vergangenem oder womöglich noch existierendem Leben auf dem Roten Planeten, so die Forscher.

Auffällige Fließstrukturen näher untersucht
Die Forscher um Ojha hatten auffällige Fließstrukturen untersucht, die sich im Sommer regelmäßig an manchen Steilhängen auf dem Mars - etwa auf den Valles Marineris (Bild) einem weitläufigen Grabenbruchsystem, die sich längs des Äquators erstrecken - formen. Die in der Regel nur wenige Meter schmalen Strukturen entstehen, wenn die Temperaturen an den Hängen über rund minus 20 Grad Celsius klettern und regelmäßig auch den Gefrierpunkt übersteigen.

Schon seit der Entdeckung dieser Fließstrukturen spekulieren Forscher, dass sie von flüssigem Wasser stammen könnten, dessen Gefrierpunkt und Verdunstung durch Salze erheblich herabgesetzt wurde. Dieses Wasser könnte von Eis abschmelzen, das unter dem Marsboden vermutet wird, oder von den Salzen aus der dünnen Marsluft gebunden werden.

Die Signatur von Wasser oder Salzen ließ sich an den Fließstrukturen in den bisherigen Messdaten allerdings nicht finden. Die Ortsauflösung des sogenannten Spektrometers, mit dem die Sonde die chemische Zusammensetzung des Marsbodens untersucht, ist dafür nicht fein genug. Es kann maximal etwa 18 Meter große Bereiche pro Bildpunkt (Pixel) unterscheiden, und für die Auswertung müssen normalerweise die Werte von mehreren Pixeln kombiniert werden. Für die neue Analyse entwickelten die Forscher ein Verfahren, mit dem sich einzelne Pixel des Spektrometers auswerten lassen.

Strukturen an vier verschiedene Orten entdeckt
Tatsächlich zeigte sich in sorgfältig ausgewählten Pixeln, die zum Großteil von Fließstrukturen ausgefüllt werden, die Signatur typischer Salzhydrate. In der Umgebung fanden sich diese Signaturen dagegen nicht. Diese Beobachtung machten die Forscher bei Fließstrukturen an vier verschiedenen Orten auf dem Mars. Das lege sehr nahe, dass die Fließstrukturen von einer Salzlauge geformt würden, berichten die Forscher im Fachjournal "Nature Geoscience".

Bereits im April hatten andere Forscher berichtet, dass sich in den oberen Zentimetern des Marsbodens nachts eine Art Salzlauge bilden könnte. Sie hatten mit dem Marsrover "Curiosity" die Substanz Kalziumperchlorat entdeckt, die unter geeigneten Bedingungen Feuchtigkeit aus der Marsluft absorbieren und so eine Salzlauge bilden kann, die allerdings morgens wieder verdunsten würde. Für Leben sei es vermutlich zu wenig Wasser und zu kalt, schrieben die Wissenschaftler, ebenfalls in "Nature Geoscience".

MRO-Sonde kreist seit 2006 um den Mars
Der rund zwei Tonnen schwere "Mars Reconnaissance Orbiter" kreist bereits seit 2006 in einer stark elliptischen Umlaufbahn und einer Entfernung von 322 bis 56.330 Kilometer um den Roten Planeten. An Bord der Sonde befinden sich sechs wissenschaftliche Instrumente, darunter HiRISE, eine besonders leistungsstarke Kamera, die noch 25 Zentimeter kleine Details erkennen kann und bereits zahlreiche spektakuläre Aufnahmen der Marsoberfläche zur Erde gefunkt hat.

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