Indirekter Hinweis

Heiße Quellen unter Eis von Saturnmond Enceladus?

Wissenschaft
12.03.2015 09:01
Tief im Saturnmond Enceladus sprudeln am Boden eines unterirdischen Ozeans heiße Quellen. Das schließt zumindest ein Forscherteam um Hsiang-Wen Hsu von der Universität von Colorado aus der Analyse von Partikeln eines Saturnrings. Die Studie, die das britische Fachblatt "Nature" veröffentlichte, ist der erste, allerdings indirekte Hinweis auf aktuelle hydrothermale Aktivität jenseits der Erde.

Der etwa 500 Kilometer große Enceladus ist von einem dicken Eispanzer bedeckt. Vor rund zehn Jahren entdeckte die Saturnsonde "Cassini" Ausbrüche von Eisgeysiren (kleines Bild) am Südpol des Mondes. Die damalige Analyse zeigte, dass salzhaltige Eiskristalle ausgespieen werden, was auf einen unterirdischen Ozean hindeutet. Schwerkraftmessungen zufolge liegt dieses Südpolarmeer unter einer 30 bis 40 Kilometer dicken Eisschicht und ist rund zehn Kilometer tief.

Eispartikel speisen E-Ring des Saturns
Wie Beobachtungen gezeigt haben, speisen diese Eispartikel von Enceladus einen eigenen Saturnring, den sogenannten E-Ring. Aus diesem Ring fing "Cassini" unerwarteterweise Siliziumdioxid-Nanopartikel auf. Siliziumdioxid (SiO2) ist der Hauptbestandteil von Glas und bildet den Großteil des Sands auf der Erde. Laboruntersuchungen des Teams, zu dem auch Frank Postberg von der Universität Stuttgart zählt, zeigten, dass SiO2-Nanopartikel der beobachteten Größe nur unter relativ speziellen thermo-physikalischen Bedingungen entstehen.

An der Kontaktstelle zwischen Gestein und Wasser muss es dazu mindestens 90 Grad Celsius heiß sein, das Wasser muss mit einem pH-Wert von 8,5 bis 10,5 alkalischer sein als irdisches Meerwasser und sollte weniger als vier Prozent Salz enthalten. Das lässt auf Bedingungen schließen, wie sie ähnlich etwa im irdischen Hydrothermalfeld "Lost City" im Atlantik herrschen. Diese "verlorene Stadt" war erst Anfang des Jahrtausends entdeckt worden und gilt als Modell für mögliche aktive Hydrothermalsysteme auf vereisten Monden wie Enceladus, wie Gabriel Tobie von der Universität Nantes in einem "Nature"-Begleitkommentar schrieb.

Tiefsee-Quellen als Geburtsstätten des Lebens?
In der in 800 Meter Tiefe liegenden "Lost City" ragen bis zu 60 Meter hohe Schlote aus Kalkstein vom Atlantikboden auf, um die herum Forscher ein Ökosystem entdeckt haben, das in der alkalischen Lauge unabhängig vom Sonnenlicht existiert. Manche Forscher vermuten in solchen alkalischen Tiefsee-Thermalquellen sogar die Geburtsstätten der ersten lebenden Organismen auf der Erde, wie Tobie betont. Enceladus galt schon vor der neuen Analyse als heißer Kandidat für die Suche nach Spuren außerirdischen Lebens. Die Hinweise auf hydrothermale Aktivität könnten seine Attraktivität für Astrobiologen nun noch weiter erhöhen.

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