Psychologen zeigen:

“Harry Potter”-Fans sind die toleranteren Menschen

Wissenschaft
06.08.2014 11:49
"Harry Potter"-Fans sind toleranter gegenüber Immigranten, Homosexuellen und Flüchtlingen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Psychologen der italienischen Universität Modena, in deren Rahmen die Wissenschaftler untersuchten, inwiefern sich persönliche Einstellungen gegenüber diesen "stark stigmatisierten Gruppen" durch die Lektüre der beliebten Fantasy-Roman-Reihe verändern.

Wie "Die Welt" unter Berufung auf die im "Journal of Applied Social Psychology" veröffentlichte Studie berichtet, führten die Wissenschaftler drei Experimente mit Schülern und Studenten unterschiedlichen Alters durch.

In einem ersten Versuch fragten die Forscher zunächst per Fragebogen die Einstellung zehn- bis elfjähriger Schüler zu Immigranten ab. Anschließend lasen sie ihnen über mehrere Wochen hinweg in Kleingruppen aus "Harry Potter" vor. Während einige Gruppen Passagen vorgelesen bekamen, in denen es etwa um die Diskriminierung von "Schlammblütern" geht, bekam eine Kontrollgruppe "unverfängliche" Passagen wie jene über Harrys Lieblingssport, das "Quidditch"-Spiel, vorgelesen.

Am Ende dieser Vorlese-Phase sollten die Schüler auf einer Skala angeben, wie sehr sie sich mit Harry Potter selbst oder seinem Gegenspieler Lord Voldemort identifizieren. Zudem wurde abermals die Einstellung gegenüber Zuwanderern abgefragt.

Größere Toleranz gegenüber Minderheiten
Ergebnis: Jene Kinder, die Passagen vorgelesen bekamen, die von Diskriminierung handelten, und sich mit Harry Potter identifizierten, zeigten eine positivere Einstellung gegenüber Immigranten. Bei den Schülern, die sich stärker mit Lord Voldemort identifizierten, hätten sich hingegen keine nennenswerten Effekte ergeben, hieß es in dem Bericht.

Ähnliche Ergebnisse förderte auch der zweite Versuch zutage, in dem Jugendliche von 16 bis 20 Jahren nach ihrem Leseverhalten, insbesondere in Hinblick auf die "Harry Potter"-Romane, sowie ihre Einstellung zu Homosexuellen befragt wurden. Auch hier sprachen die Ergebnisse für den Zauberlehrling: Wer mehr "Harry Potter"-Bücher gelesen hatte und sich stärker mit ihm identifizierte, zeigte dem Bericht nach eine größere Toleranz für Lesben und Schwule.

Bei einem dritten Versuch schließlich wurden Studenten in England befragt, wie sehr sie sich in Flüchtlinge hineinversetzen könnten. Außerdem fragten die Wissenschaftler wie bei der vorangegangenen Untersuchung ab, wie gut die Studenten mit den Büchern von J.K. Rowling oder den dazugehörigen Filmen vertraut waren.

Die Ergebnisse des dritten Tests bestätigten jene der beiden vorherigen Experimente: Wer mehr "Harry Potter"-Bücher gelesen hatte, konnte sich besser in Flüchtlinge hineinversetzen. Im Gegensatz zu den jüngeren Lesern habe der Grad der Identifikation mit dem Titelhelden die Ergebnisse jedoch nicht verändert. Die Forscher schließen daraus, dass der Zauberschüler Harry als Vorbild für jüngere Schüler relevanter ist als für Studenten.

Mit Harry soziales Verhalten fördern
Das Resümee der Forscher: "Bildungseinheiten, die auf Fantasy-Bücher, ähnlich wie 'Harry Potter', aufbauen, könnten die Beziehungen mit unterschiedlichen Typen stigmatisierter Gruppen verbessern." Lehrer, so die Empfehlung der Wissenschaftler, sollten jüngeren Schülern helfen, das Gelesene zu verstehen, und sich auf die relevanten Passagen konzentrieren. So könne man Schüler nicht nur zum Lesen anregen, sondern auch ihr soziales Verhalten und ihre Einstellungen gegenüber Minderheiten fördern.

"Wir glauben nicht, dass es die Welt von Vorurteilen befreit, 'Harry Potter' zu lesen", zitiert "Die Welt" Studienautor Loris Vezzali. "Aber diese Bücher können helfen, wichtige Themen wie Rassismus und Intoleranz anzusprechen."

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