Kleine Helfer

Hamsterratten riechen Landminen und Tuberkulose

Wissenschaft
15.04.2015 11:34
Viele Menschen im afrikanischen Mosambik haben Hamsterratten ihr Leben zu verdanken: Über Jahre spürten dressierte Exemplare dieser Tierart Tausende Landminen aus dem Bürgerkrieg auf. Nun helfen die Tiere, in dem südostafrikanischen Land die Tuberkulose einzudämmen.

In einem Labor flitzt eine Ratte in einem gläsernen Käfig von einer Spuckprobe zur nächsten. Plötzlich bleibt sie vor einer stehen und reibt sich die Vorderpfoten - sie hat Tuberkulosebakterien erschnüffelt. Zur Belohnung bekommt sie durch ein Loch im Käfig eine Leckerei ins Maul gespritzt. Dann sind die nächsten Proben an der Reihe.

Hamsterratten schneller, treffsicherer und günstiger
"In 30 Minuten kann eine Ratte fast hundert Proben testen. Ein Laborant bräuchte dazu vier Tage", sagt Emilio Valverde, der Leiter des Tuberkulose-Programms der belgischen NGO Apopo in der Hauptstadt Maputo. Neun dressierte Riesenhamsterratten sind hier seit 2013 an der Eduardo-Mondlane-Universität im Einsatz. Vorläufig testen die Ratten nur Spuckproben aus 15 Gesundheitszentren in der Hauptstadt. Doch die Organisation will ihr Programm auf andere Landesteile ausweiten und hofft darauf, dass die Weltgesundheitsorganisation ihre Testmethode anerkennt.

Riesenhamsterratten sind eine Schwestergruppe der gewöhnlichen Ratten. Sie sind so groß wie kleine Katzen und wiegen bis zu eineinhalb Kilo. Ihr Geruchssinn ist ausgezeichnet. Bis sie darauf trainiert sind, den Geruch der Tuberkulosebakterien zu erkennen, dauert es etwa ein halbes Jahr. Die Ausbildung kostet zwischen 6.000 bis 7.000 Euro. Das sei zwar viel Geld, aber deutlich günstiger als die sonst üblichen Laborgeräte, heißt es bei Apopo. Außerdem sei die Trefferquote bei den Tieren viel höher als durch die üblichen Labortests. Die Ratten erschnüffelten den Tuberkulose-Erreger sogar in Spuckproben, die zuvor im Labor negativ getestet worden seien, sagt Valverde. "Bei den 35.000 Proben, die seit Beginn des Programms in Mosambik untersucht wurden, war das 1.200 Mal der Fall."

Tuberkulose in Mosambik auf dem Vormarsch
Tuberkulose ist in dem armen Land auf dem Vormarsch. Allein im vergangenen Jahr infizierten sich dem Gesundheitsministerium zufolge 60.000 Menschen - zehn Prozent mehr als 2013. Die Infektionskrankheit ist heilbar, doch in Ländern wie Mosambik wird sie oft nicht erkannt und verläuft tödlich, vor allem bei den vielen HIV-Infizierten.

Weltweit starben laut der Weltgesundheitsorganisation WHO 2013 etwa 1,5 Millionen Menschen an Tuberkulose. In Mosambik kommen auf 100.000 Menschen nur sechs Ärzte, auch Labors gibt es viel zu wenige. Der Einsatz von Ratten bei der Erkennung von Tuberkulose bietet laut Apopo zwei Vorteile: Sie sind schneller und billiger als Laborpersonal.

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