Medikamente wirken

HI-Virus entwickelt sich in weniger tödliche Form

Wissenschaft
03.12.2014 10:45
Das HI-Virus entwickelt sich so rapide, dass die Fähigkeit, die tödliche Immunschwächekrankheit AIDS auszulösen, offenbar schwächer wird. Das hat nun eine Studie an über 2.000 Frauen in Afrika ergeben. Dennoch sei HIV weiterhin hochgefährlich, warnen die Wissenschaftler von der Universität Oxford vor Unvorsichtigkeit.

In den 30 Jahren seit Beginn der HIV- und Aids-Epidemie sind etwa 40 Millionen Menschen daran gestorben. Doch nun könnte sich das Virus in eine mildere Form verwandeln, so die Forscher der Universität Oxford in den "Proceedings of the National Academy of Sciences".

Schuld ist der Druck des Virus, sich ständig an das menschliche Immunsystem anzupassen. In Kombination mit modernen antiviralen Medikamenten, könnte HIV etwas abgemildert werden, so die Hoffnung - was bedeuten würde, dass weniger mit HIV infizierte Menschen AIDS entwickeln.

Besonders tödliche Krankheiten schwächen sich ab
Die Studie basiert auf der generellen Annahme, dass besonders ansteckende Krankheitserreger mit der Zeit weniger tödlich verlaufen - sonst würden die Wirte zu schnell getötet und könnten die Krankheit weniger effektiv übertragen. Um herauszufinden, ob das auch auf HIV zutrifft, untersuchten Wissenschaftler der Universität Oxford über 2.000 infizierte Frauen in Botswana und Südafrika, zwei besonders von HIV/Aids betroffenen Ländern.

In Botswana war HIV schon zehn Jahre vor Südafrika aufgetaucht, daher hatte das Virus dort mehr Zeit, sich zu entwickeln. Und tatsächlich fanden die Forscher bei mehr Patientinnen in Botswana HI-Viren, die so mutiert waren, dass sie einem Immun-Protein entkommen konnten, das dem Immunsystem hilft, das Virus zu erkennen und anzugreifen. Nur ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung besitze das Gen für dieses Protein, so die Studie, doch wer es habe, dessen Krankheit verlaufe langsamer zu Aids als üblich.

Virus in Botswana: Besser angepasst, aber milder
Das Virus in Botswana ist also besser an den menschlichen Organismus angepasst als jenes in Südafrika - doch das hat einen Preis: Die mutierten HI-Viren im Land vervielfältigen sich wesentlich langsamer als jene in Südafrika. Das bedeutet, dass mutierte HI-Viren länger brauchen, um Aids auszulösen - und weniger ansteckend sind.

Vor 20 Jahren habe es zehn Jahre gedauert, um Aids zu entwickeln, so Studienautor Philip Goulder zur BBC. In den letzten zehn Jahren habe sich diese Zeit in Botswana aber auf 12,5 Jahre verlängert. Auf lange Sicht sei das "eine rapide Veränderung".

Medikamente zeigen Wirkung
Als Grund hinter der Mutation vermuten die Wissenschaftler antivirale Medikamente. Sehr ansteckende HI-Stränge, die Patienten schneller krank machen, würden vermutlich schneller mit Medikamenten behandelt und könnten sich so schlechter verbreiten. Weniger aggressive Stränge hingegen seien erfolgreicher.

Ob die Ergebnisse auch auf andere Länder übertragbar sind, ist noch unklar. Zudem heiße die Entdeckung beileibe nicht, dass HIV/Aids ungefährlicher sei und weniger ernst genommen werden müsse, so die Forscher.

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