Versuche mit Guppys:

Großes Gehirn bringt Immunsystem zum Schwächeln

Wissenschaft
08.03.2016 09:22

Ein großes Gehirn macht zwar schlau, aber möglicherweise auch leichter krank. Das hat der österreichische Biologe Alexander Kotrschal mit Kollegen herausgefunden. Denn ein großes Hirn verbraucht mehr Energie, die offensichtlich dem angeborenen Immunsystem fehlt, als ein kleines Denkorgan, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Proceedings of the Royal Society B".

Sie haben die Effizienz des Immunsystems bei Guppys mit großen und kleinen Hirnen verglichen, indem sie diesen beliebten Aquariumfischen gegenseitig Schuppen mit der dazugehörigen Schleimschicht und Pigmentzellen transplantierten und danach die Abstoßungsreaktionen beobachteten. Sowohl Hirn wie Immunsystem haben einen hohen Energiebedarf, und der hohe Verbrauch eines im Verhältnis zum Körper großen Hirns könnte dazu führen, dass das Immunsystem auf Sparflamme laufen muss, so die Forscher.

Bei Guppys mit kleinem Hirn war die Abstoßungsreaktion des angeborenen Immunsystems, das bereits beim ersten Aufeinandertreffen mit Eindringlingen und Fremdkörpern reagiert, stärker als bei großhirnigen Fischen, berichten sie. "Das Gewebe um die transplantierten Schuppen ist erst ein wenig angeschwollen, dann ist die Schleimschicht trüb geworden und schließlich sind die Pigmentzellen der transplantierten Schuppe vom Immunsystem des Empfängers verdaut worden und verschwunden", erklärte Kotrschal, der am Department of Zoology der Universität Stockholm (Schweden) und dem Konrad Lorenz Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien arbeitet.

Nach etwas mehr als einer Woche sei alles Fremdmaterial bis auf die eigentliche Schuppe "verdaut" und mit Eigenmaterial überwachsen. "Die fremde Schuppe bleibt dann permanent ein Teil des Empfängers", sagte er. Drei Wochen nach der ersten Transplantation führten die Forscher eine weitere durch, um zu sehen, ob auch das spezifische (erworbene) Immunsystem, das sich das Aussehen von Fremdkörpern merken kann und sie beim nächsten Aufeinandertreffen rasch und effektiv bekämpft, in Fischen mit kleinen und großen Gehirnen unterschiedlich heftig reagiert. Dem war aber nicht so.

Diese Resultate zeigen, dass eine Investition in die Entwicklung eines größeren Hirns zu Lasten des angeborenen, aber nicht des erworbenen Immunsystems geht, so die Forscher. "Schlaue Fische zahlen also offensichtlich für ihre Klugheit mit einem minderwertigerem Immunsystem", erklärten sie.

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