"Tiki-Taka" und Co.

Grazer Forscher widerlegen Fußball-Klischees

Wissenschaft
05.07.2015 08:04
Innerhalb Europas Fußball-Ligen gibt es nicht so viele Unterschiede, wie klischeehaft angenommen und oftmals auch medial transportiert wird. Grazer Sportwissenschaftler haben Teams aus ganz Europa genau unter die Lupe genommen und Matchvideos digital analysiert. Dabei zeigte sich, dass es zu einer verstärkten Angleichung der technischen und taktischen Spielweisen gekommen ist, so die Forscher.

Das Sportwissenschaftler-Trio Admir Kozlic, Norbert Schrapf und Markus Tilp von der Universität Graz verfolgt für die Studie die Fußballspieler auf Schritt und Tritt, Kick und Pass. Dabei zeigte sich: "Tiki-Taka" - das vor allem spanischen Kickern zugeschriebene Kurzpassspiel - oder der Kick-and-Rush-Stil, der angeblich von den englischen Mannschaften bevorzugt wird, sind mittlerweile nur noch Klischee, aber längst nicht mehr nationale Spielertaktik.

Spiele mit Computer-Software analysiert
Kozlic - der neben seinem Studium der Sportwissenschaften als Konditionstrainer und Spielanalyst beim FC Olimpic Sarajewo arbeitet - hat die Taktiken der jeweils höchsten Spielklassen von deutschen, englischen, italienischen, spanischen und österreichischen Fußballteams miteinander verglichen. Dazu hat er die Matches mit einer an der Universität entwickelten Computer-Software ausgewertet. Diese speichert, klassifiziert und erfasst die Aktionen wie etwa Pässe und Torschüsse auch statistisch.

Einzelne Aktionen können damit spezifisch abgerufen werden und ermöglichen es, die Technik und Taktik der Spieler zu ermitteln. "Die Auswertung der Daten gibt Aufschluss darüber, welche Spielzüge erfolgreich abgelaufen sind und warum", erläuterte Markus Tilp, der bereits mehrere vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderte Projekte zur Spielanalyse u.a. im Beachvolleyball und Handball geleitet hat.

Internationalisierung Grund für Angleichung
"Deutschlands Spieler gehen genauso oft in Zweikämpfe wie die als 'körperbetont' verrufenen Engländer", resümierte Kozlic. Und in Italien, das angeblich mehr Wert auf Verteidigung als auf Angriff legt, wurden laut dem gebürtigen Bosnier in der vergangenen Saison mehr Tore - es waren insgesamt 1.024 - als in den anderen untersuchten Liegen erzielt. Im "Tiki-Taka"-Land Spanien hätten in den untersuchten Spielen sogar weniger Pässe ihr Ziel erreicht als in England, Deutschland und Italien.

Kozlic, der zurzeit seine Dissertation am Sportinstitut der Universität Graz verfasst, sieht den Grund für die verstärkte Angleichung der Technik und Taktik der einzelnen Mannschaften innerhalb Europas in der zunehmenden Internationalisierung auf dem Spieler- und Trainermarkt.

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