Mittels ESO-Teleskop

Forscher fotografieren “galaktischen Serienmörder”

Wissenschaft
02.04.2014 13:40
Mithilfe eines Teleskops am La-Silla-Observatorium der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile haben Forscher eine Galaxie fotografiert, die in ihrer stürmischen Vergangenheit mehrere andere Galaxien verschlungen hat. Der "galaktische Serienmörder" NGC 1316 (links) befindet sich räumlich recht nahe zu ihrer kleineren Nachbarin, der Spiralgalaxie NGC 1317 (rechts), die ein recht ruhiges Leben führt.

Gleich mehrere Indizien in der Struktur von NGC 1316 deuten auf eine turbulente Vergangenheit hin: Neben einer Ansammlung von ungewöhnlich kleinen Kugelsternhaufen beinhaltet die Galaxie etwa einige ungewöhnliche Staubbänder (das kleine Bild zeigt Aufnahmen dieser, die mit dem Weltraumteleskop "Hubble" gemacht wurden), die in einer viel größeren Hülle aus Sternen eingebettet sind. Das weist laut Angaben der Astronomen darauf hin, dass NGC 1316 vor rund drei Milliarden Jahren eine staubreiche Spiralgalaxie verschluckt haben könnte.

Galaxie mit gewalttätiger Vergangenheit
Außerdem sind um die Galaxie sehr lichtschwache Gezeitenschweife sichtbar: lange Ausläufer in Streifenform oder kugelförmige Schalen aus Sternen, die aus ihrer ursprünglichen Umgebung herausgerissen und in den intergalaktischen Raum geschleudert wurden. Diese Merkmale entstehen durch komplexe Gravitationseffekte auf die Umlaufbahnen der Sterne, wenn eine andere Galaxie ihrer eigenen zu nahe kommt. All diese Zeichen lassen auf eine gewalttätige Vergangenheit schließen, in der NGC 1316 andere Galaxien annektiert hat, und deuten darauf hin, dass sich dieses zerstörerische Verhalten fortsetzen wird.

60 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt
Die Galaxie NGC 1316 befindet sich etwa 60 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Fornax (der chemische Ofen). Sie trägt auch den Namen Fornax A, was verdeutlicht, dass sie die hellste Radioquelle in diesem Sternbild und die vierthellste am gesamten Himmel ist. Die Radiostrahlung wird von dem Material erzeugt, das in das supermassive Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie hineinfällt, und wird vermutlich zusätzlich durch Wechselwirkungen mit anderen Galaxien angefeuert.

Über die zwei hellen Galaxien im Vordergrund hinaus bietet das mit dem 2,2-Meter-Teleskop (kleines Bild 2) aufgenommene detailreiche Bild zudem einen Einblick in das weit entfernte Universum. Die meisten verschmierten Flecken im Bild sind noch viel weiter entfernte Galaxien – eine besonders dichte Konzentration ist links von NGC 1316 zu sehen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele