Soziale Kompetenz

Fledermäuse pflegen ihre alten Freundschaften

Wissenschaft
09.02.2011 10:45
Fledermäuse haben einen starken Familiensinn und erkennen auch in sich verändernden Kolonien Freunde und Mitglieder ihrer Familie. Dadurch bilden sie nicht nur erstaunlich stabile Gruppen, wie Wissenschaftler jetzt bekannt gaben, damit sei auch bewiesen, dass langfristige soziale Beziehungen nicht von hohen kognitiven Leistungen abhängig sind.

Das Team um Gerald Kerth von der Universität Greifswald hatte zwei Kolonien von Bechsteinfledermäusen (Myotis bechsteinii), die in großen Teilen Europas verbreitet sind, fünf Jahre lang beobachtet. Alle der rund 60 Tiere wurden mit Mikrochips markiert, wodurch die Analyse der sozialen Netzwerke auf 20.500 individuellen Daten basierte.

Das Ergebnis dieser Untersuchungen zeigte: Gerade Weibchen, die bis zu 20 Jahre alt werden, spielen eine große Rolle beim Zusammenhalt der jeweiligen Gruppe und der ganzen Kolonie. Einige Weibchen, die ihre Gruppe wechselten, taten dies stets zusammen mit ihrer Mutter oder Tochter. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass die Tiere sich nicht nur individuell erkennen und über Jahre aneinander erinnern, sondern dass Verwandtschaft und Freundschaft auch eine wichtige Rolle bei ihrer Gruppenbildung spielen.

Tiere erkennen sich an Geruch oder Stimme
Die Untersuchungen seien jeweils von April bis September erfolgt, berichtete Kerth. Wo die Fledermäuse ihren Winterschlaf hielten, sei jedoch nicht bekannt. Im Frühjahr hätten sich aber dieselben Tiere zusammengefunden wie im Jahr zuvor. "Wie der Mechanismus des Wiedererkennens funktioniert, wissen wir nicht", gab Kerth zu. Es sei allerdings beobachtet worden, dass Fledermäuse ihre Nasen aneinander rieben. Dabei würden Sekrete mit individuell besonderen Bestandteilen abgesondert. Möglicherweise würden sich die Fledermäuse also am Geruch, vielleicht aber auch an der Stimme erkennen.

"Diese Ergebnisse werfen neues Licht auf den Zusammenhang zwischen komplexen Sozialstrukturen und kognitiven Fähigkeiten bei Tieren", erläuterte Kerth. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Entwicklung großer Gehirne bei einigen Säugetieren im Verlauf der Evolution nicht unbedingt mit hohen kognitiven Herausforderungen zur Aufrechterhaltung von sozialen Bindungen in komplexen Gesellschaften erklärt werden kann."

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