Nach 1 Jahr Pause

Experimente mit Supervirus sollen weitergehen

Wissenschaft
24.01.2013 13:40
Ende 2011 erschuf ein niederländisches Forscherteam im Labor eine neue agressive Variante des Vogelgrippe-Virus H5N1, die sich bei Versuchen mit Frettchen extrem schnell verbreitete und rund 60 Prozent der Tiere tötete. Aus Angst vor Bioterrorismus legten die Wissenschaftler eine freiwillige Pause bei der Arbeit an dem bösartigen Erreger ein, die nun enden soll - man will am Supervirus weiterforschen.

Die Wissenschaftler um Ron Fouchier von der Erasmus-Universität im niederländischen Rotterdam kündigten im Jänner 2012 eine zunächst nur auf 60 Tage angelegte Pause an, die später bis dato verlängert wurde. Während der Forschungspause sollten Maßnahmen entwickelt und beschlossen werden, die verhindern, dass diese gefährliche H5N1-Variante in falsche Hände (etwa die von Terroristen) gerät.

Die Ziele des Moratoriums seien in einigen Ländern bereits erreicht, in anderen sei man kurz davor, heißt es in einem offenen Brief, den die Wissenschaftler am Mittwoch in den Fachmagazinen "Science" und "Nature" veröffentlicht haben. "Deswegen erklären wir das freiwillige Moratorium bei der Forschung an der Übertragung von Vogelgrippe für beendet." Das gelte allerdings nicht für die USA und amerikanisch finanzierte Studien in anderen Ländern, da dort noch keine Einigung über die weiteren Bedingungen der Forschung gefunden worden sei.

WHO erstellte Sicherheitrichtlinien
Bei zahlreichen Konferenzen sei das Thema besprochen worden und die Weltgesundheitsorganisation WHO habe bereits Sicherheitsrichtlinien für die weitere Forschung erstellt, heißt es in dem Schreiben. Der H5N1-Erreger entwickle sich in der Natur weiter und könne gefährlich werden. "Wissenschafter, die die Erlaubnis ihrer Regierungen und Institutionen haben, ihre Forschungen unter den angebrachten Sicherheitsbedingungen auszuführen, haben eine Verpflichtung gegenüber dem öffentlichen Gesundheitswesen, diese wichtige Arbeit wieder aufzunehmen."

Leicht wie ein Schnupfen kann sich die neue Variante des H5N1-Virus übertragen. Und bis zu dieser tödlichen Veränderung war es nicht einmal ein besonders weiter Weg: Nur fünf Mutationen mussten Ron Fouchier und sein Team vornehmen, um aus dem Vogelgrippe-Erreger das perfekte Killervirus für Menschen zu machen.

Verbreitungsgeschwindigkeit noch unklar
Wie gefährlich das Virus für den Menschen tatsächlich ist, wissen die Forscher allerdings noch nicht. Das Problem sei nun einmal komplex, erläuterte der US-Wissenschafter Anthony Fauci - er leitet das Nationale Forschungsinstitut für Allergien und Infektionskrankheiten in Bethesda (USA) - erst kürzlich. "Zunächst einmal wissen wir bisher nur, dass das neue Virus bei Frettchen so einfach übertragbar ist. Wie das beim Menschen ist, ist ja noch gar nicht erforscht."

Beim natürlichen Erreger sei das Risiko der Übertragung von Mensch zu Mensch sehr gering, sagte Fauci. Aber wenn das neue Supervirus - und das vermuten die Wissenschaftler - sich auch beim Menschen derart rasend schnell verbreiten würde, würde es eine enorme Gefahr darstellen.

Die US-Behörde für Biosicherheit NSABB, die die Regierung in Washington berät, befürchtet, dass Terroristen das Wissen für Anschläge mit Millionen von Todesopfern nutzen könnten und hatte daher 2012 davor gewarnt, mit den Forschungsergebnissen des niederländischen Virologen-Teams an die Öffentlichkeit zu gehen.

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