Projekt "ExoMars"

Europa plant mit Russland eigene Mars-Mission

Wissenschaft
18.09.2012 20:00
Europas Raumfahrtagentur ESA plant eine ambitionierte Mars-Mission. Ursprünglich als Nachfolger der US-Mission "Mars Science Laboratory" (MSL) in Kooperation mit der NASA geplant, wird das Projekt "ExoMars" nun höchstwahrscheinlich mit der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos durchgeführt.

Im Gegensatz zum US-Mars-Rover "Curiosity" soll das europäische Roboterfahrzeug auch bis zu zwei Meter unter der Oberfläche nach Hinweisen auf Leben suchen. Die erste Landung eines europäischen Rovers ist für 2018 geplant.

NASA aus Mission ausgestiegen
Aufgrund finanzieller Kürzungen habe die NASA in den vergangenen Jahren einige ihrer Beteiligungen an geplanten Missionen streichen müssen (Bericht in der Infobox), "dem ist auch der amerikanische Anteil von ExoMars zum Opfer gefallen", so ESA-Generalinspekteur Rudolf Schmidt.

Die ESA hat sich daraufhin mit der russischen Raumfahrtbehörde in Verbindung gesetzt. Die steigt nun in das Projekt ein, wird allerdings andere Teile zur Mission beitragen, als es die Amerikaner getan hätten. "Es gibt jetzt eine Phase der Konsolidierung, um die russischen Elemente in das System einzubauen", so der steirische Physiker und ESA-Manager. Seiner Einschätzung nach wird die Neugestaltung noch einige Monate in Anspruch nehmen.

Testlandung für 2016 geplant
Das Startfenster für 2018 werde man aber aufrechterhalten können. Für 2016 ist bereits eine Testlandung geplant, gleichzeitig soll ab dann auch ein Orbiter den Roten Planeten umkreisen. Dabei wird man zwar schon wissenschaftliche Instrumente mithaben, der Schwerpunkt liege aber auf Technologietests.

Schmidt: "Unser Fahrzeug wird natürlich deutlich kleiner sein als das amerikanische, für Europa wäre es aber das erste Mal, dass man kontrolliert auf dem Mars landet." Die Landung sei zwar in puncto Präzision nicht mit der von MSL vergleichbar, trotzdem versuche man, "bei wirklich wissenschaftlich interessanten Objekten" in einem sehr kleinen Gebiet zu landen.

Ein zentraler Teil der Mission wird ein Bohrer sein, mit dem Proben aus bis zu zwei Metern Tiefe geholt werden sollen. Der Hintergrund sei die höhere Wahrscheinlichkeit, unter der Oberfläche zumindest Rückstände von Leben zu finden. "Ich verstehe nicht ganz, warum die Amerikaner das nicht jetzt schon machen", sagte Schmidt im Bezug auf MSL.

Suche nach Lebenspuren
Der geplante Rover für "ExoMars" könnte dann "wirklich nach Lebensspuren suchen", erklärte die am Space Policy Institute in Washington tätige österreichische Astrobiologin Pascale Ehrenfreund. An Instrumenten, die komplexe organische Moleküle tatsächlich auffinden können, würden bereits einige Forschungsgruppen arbeiten. Eines davon wird versuchen, größere Moleküle mit möglicherweise organischem Ursprung mittels Laser aus dem Marsgestein herauszuholen, als das jetzt bei MSL möglich ist.

Ehrenfreund hält das "ExoMars"-Projekt für sehr wichtig, da Europa bereits sehr viel in dem Bereich investiert habe. Sie wünscht sich in weiterer Folge, dass Europa eine eigene "Identität und Vision für Planetenexploration" entwickelt und künftig "auf eigenen Beinen stehen kann". In manchen Bereichen gebe es allerdings noch technologischen Nachholbedarf.

Österreichische Beteiligungen geplant
Für "ExoMars" sei aktuell das Auswahlverfahren für Kooperationspartner aus der Wirtschaft im Gange, wie Schmidt erklärte. Die heimische Firma Ruag Space ist momentan in der ersten Phase der Entwicklung der Bordcomputer für den für 2016 geplanten Orbiter und den für 2018 geplanten Rover beteiligt.

Auch die Thermalisolationen könnten von dem Wiener Unternehmen kommen. Siemens Österreich wird sich im Testbereich engagieren. "Wir sind derzeit nicht beim Rover beteiligt", so der Leiter des Bereichs Space Systems, Hans Martin Steiner. Das könne sich aber noch ändern. Derzeit ist man "beim Orbiter und dem 'Entry and Descent-Module' dabei". Über den Orbiter werden die Daten des Rovers übertragen. In dem Bereich sei Siemens bereits seit einiger Zeit tätig, wie Steiner erklärte.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele