Jubel bei der ESA

Erstes Funksignal von Sonde “Rosetta” eingetroffen

Wissenschaft
20.01.2014 19:29
Jubel bei der europäischen Raumfahrtagentur ESA: Ihr Kontrollzentrum ESOC konnte am Montagabend um 19.17 Uhr den Empfang des ersten Funksignals der Raumsonde "Rosetta" vermelden. Die Signalübertragung konnte auch am Institut für Weltraumforschung (IWF) in Graz mitverfolgt werden. Die Sonde ist auf dem Weg zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, wo sie im November ein Landegerät absetzen soll.

Die ESA hatte am Vormittag um 11 Uhr ein Wecksignal an "Rosetta" geschickt, um sie nach 957 Tagen eines energiesparenden "Tiefschlafs" im All wieder zu reaktivieren. Das erste "Lebenszeichen" der Sonde nach dem Wecken aus dem "Winterschlaf" war ab 18 Uhr MEZ erwartet worden, ließ allerdings etwas länger auf sich warten und sorgte so für spannende Minuten im ESOC-Kontrollzentrum in Darmstadt und beim IWF in Graz.

"Wir wissen jetzt, dass 'Rosetta' wirklich aufgewacht ist, dass sie die Dreh- und Rollmanöver richtig gemacht hat, zur Erde ausgerichtet und sendefähig ist", erklärte IWF-Leiter Wolfgang Baumjohann. Der Lander "Philae" wird laut seinen Angaben erst am 28. März geweckt. "Jetzt sind wir zuerst einmal auf die Antwort von 'Rosetta' auf die erste Kommandosequenz gespannt", so der Wissenschaftler.

Sonde bereits seit 2004 unterwegs
"Wir können nicht alles planen. Deshalb bleibt es spannend bis zum Schluss", schilderte Mark Bentley, zuständig für das MIDAS-Instrument - ein Rasterkraftmikroskop an Bord von "Rosetta", das auf einige Nanometer genau die Struktur der vom Kometen freigesetzten Staubteilchen messen soll. Die 2004 gestartete Sonde ist zurzeit rund neun Millionen Kilometer von ihrem Zielobjekt entfernt. Im November soll sie auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko das an Bord befindliche Minilabor "Philae" absetzen, das Daten über die Entstehung unseres Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren liefern soll.

Nachdem "Rosetta" bereits 810 Millionen Kilometer zurückgelegt hat, werden jetzt die Instrumente der Sonde schrittweise aktiviert, ehe sie sich auf den letzten Abschnitt ihrer langen Reise macht. Zunächst werden die Navigationsinstrumente aufgewärmt, und die Hauptantenne wird auf die Erde ausgerichtet. Anschließend werden die elf Instrumente der Raumsonde und die zehn Instrumente der Landeeinheit "Philae" (im kleinen Bild 1 rot markiert) - dem ersten Landemodul in der Geschichte der Raumfahrt, das auf einem Schweifstern ausgesetzt wird - nach und nach eingeschaltet und getestet.

Sorge um bewegliche Teile der Sonde
Eine Phase, die den Forschern durchaus Sorge bereitet: Baumjohann vom IWF rechnet etwa damit, dass die lange Ruhephase vor allem bei der Mechanik Probleme machen könnte. "Wer rastet, der rostet - das gilt auch für die mechanischen Teile der Sonde", so Baumjohann. Diese Gefahr sei noch nicht gebannt und könnte auch noch eintreten.

Obwohl es im All keinen Rost gebe, könnte es Probleme geben. Etwa bei den beweglichen Teilen des vom Institut entwickelten Instruments MIDAS, mit dem der Kometenstaub analysiert werden soll. Dieses spezielle Mikroskop ist einer von mehreren österreichischen Beiträgen zu der Mission.

Probleme mit zwei Gyroskopen
Kopfzerbrechen bereiten auch die Gyroskope. Ursprünglich wurde die Sonde mit vier solcher Kreisel stabilisiert. Einer sei bereits ausgefallen, ein weiterer nicht mehr ganz in Ordnung gewesen, als die Sonde in die Schlafphase versetzt wurde, so Baumjohann. Sollten sie nun nicht mehr funktionieren, müsste zusätzlich mit den Steuerdüsen stabilisiert werden - was allerdings die Treibstoffvorräte und damit später die Manövriermöglichkeiten reduziert.

Das "Aufwachen" des Kometenjägers ist ein Meilenstein für die gesamte Mission, die als eine der spektakulärsten Unternehmungen der europäischen Raumfahrt gilt. Die Sonde soll in eine Umlaufbahn um den Kometen einschwenken und später das Landegerät "Philae" auf dem Vier-Kilometer-Brocken aus Eis, gefrorenem Gas und Staub absetzen.

"Eine der bisher komplexesten Missionen überhaupt"
Beide Manöver hat es in der Geschichte der Forschungsflüge zu Kometen noch nicht gegeben. Damit sei die "Rosetta"-Mission "eine der bisher komplexesten und anspruchsvollsten überhaupt", beschrieb die ESA im Vorfeld ihren für Herbst geplanten "Ritt auf dem Kometen".

Der Komet Tschurjumov-Gerassimenko umkreist alle 6,45 Jahre einmal die Sonne und gilt wie seine unzähligen Artgenossen als Überbleibsel aus der Entstehungszeit des Sonnensystems von 4,6 Milliarden Jahren. Forscher glauben, dass ein Teil des Wassers auf der Erde von Kometeneinschlägen stammt - und wahrscheinlich auch viele organische Moleküle, die eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Leben gespielt haben.

Forscher erwarten sich einige Antworten
Kein Wunder, dass die Wissenschafter einige brennende Fragen an Kometen haben. Wie sind ihre Kerne chemisch und mineralogisch zusammengesetzt? Welche thermischen, elektrischen und magnetischen Eigenschaften haben sie? Und wie genau entstehen die Gasschweife, die Kometen im Anflug auf die Sonne bilden? Fragen, die "Rosetta" und ihr Landegerät "Philae" beantworten sollen.

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