Entdeckungsmaschine

ESA-Sonde “Gaia” fotografiert ihre erste Supernova

Wissenschaft
21.09.2014 06:00
Das am 19. Dezember vergangenen Jahres gestartete ESA-Weltraumteleskop "Gaia" hat beim Scannen des Himmels seine erste Supernova entdeckt. Die stellare Explosion, die den Katalaognamen Gaia14aaa erhielt, fand in einer fernen Galaxie - etwa 500 Millionen Lichtjahre von unserer Erde entfernt - statt.

Die Sonde "Gaia" (im Bild rechts), die ihre wissenschaftliche Arbeit am 25. Juli aufgenommen hat, durchmustert wiederholt den gesamten Himmel, sodass in den kommenden fünf Jahren jeder der circa eine Milliarde Sterne im finalen Sternenkatalog durchschnittlich 70 Mal erfasst wird. "Diese Art wiederholter Durchmusterung eignet sich hervorragend für die Untersuchung der Wandelbarkeit des Himmels", erklärt Simon Hodgkin von Institute of Astronomy in Cambridge.

Helligkeitsanstieg verrät stellar Explosion
Die Supernova zeigte sich durch einen plötzlichen Anstieg in der Helligkeit der Galaxie zwischen zwei Beobachtungen durch das Observatorium "Gaia" im Abstand von einem Monat. Auf Scans fand die Forscher eine "Anomalie" in Form einer plötzlichen Lichtspitze (gelb markiert) aus einer entfernten Galaxie namens SDSS J132102.26+453223.8 (im Bild links unten). Weil diese, als "Gaia" sie einen Monat zuvor erstmals untersucht hatte, noch viel dunkler erschienen war (links oben), habe man sofort den Verdacht gehabt, es könnte sich um eine Supernova handeln, berichtet Lukasz Wyrzykowski vom Astronomischen Observatorium der Universität Warschau.

Mittels weiterer Daten, die mit der Isaac Newton Group of Telescopes sowie dem Liverpool-Teleskop (kleines Bild) in La Palma auf den Kanarischen Inseln gesammelt wurden, fanden die Forscher schließlich heraus, dass es sich bei Gaia14aaa um eine Supernova vom "Typ Ia" handelt – die Explosion eines Weißen Zwergs, der in einem sogenannten Doppelsternsystem gefangen ist.

Weißer Zwerg explodiert in einer Supernova
Aufgrund ihrer hohen Dichte können solche Weiße Zwerge eine starke Anziehungskraft auf einen Begleitstern ausüben und sammeln Masse von diesem an, bis der Weiße Zwerg eine kritische Masse erreicht hat und eine heftige Explosion auslöst. "Dies ist die erste Supernova in einer langen Reihe von Entdeckungen, die wir von 'Gaia' erwarten", freute sich Timo Prusti, "Gaia"-Projektwissenschaftler bei der Europäischen Weltraumbehörde ESA.

Nicht weniger als eine Milliarde Sterne soll "Gaia" mit noch nie dagewesener Genauigkeit erfassen. Für die Vermessung der Milchstraße stehen der ESA-Sonde zwei Teleskope mit der bis dato größten digitalen Weltraumkamera mit knapp einer Milliarde Pixeln zur Verfügung. Nach Auskunft des Herstellers Astrium ist sie so präzise, dass sie von der Erde aus eine Ein-Euro-Münze auf dem Mond entdecken könnte.

"Entdeckungsmaschine" soll neue Objekte finden
Von ihrem "Arbeitsplatz" – rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt – soll "Gaia" Zehntausende neue kosmische Objekte entdecken, darunter Asteroiden in unserer Galaxie und Planeten um nahe Sterne. ESA-Wissenschaftsdirektor Alvaro Gimenez bezeichnete "Gaia" als "Entdeckungsmaschine", die genauere Antworten als je zuvor auf die Frage liefern soll, woraus unsere Heimatgalaxie besteht und wie sie sich gebildet hat.

Am Bau von "Gaia" waren auch österreichische Unternehmen beteiligt, Forscher an der Universität Wien werden die von der Sonde zur Erde gefunkten Daten mit auswerten.

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