Gen-Anhängsel

Beeinflusst Schalter auf Erbgut sexuelle Orientierung?

Wissenschaft
12.12.2012 13:10
Ein Mechanismus, der die Aktivität von Genen regelt, erklärt möglicherweise die Homosexualität beim Menschen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls ein internationales Forscherteam in einer Studie. Demnach kehrt ein irrtümlich vererbter Schutzmechanismus die sexuelle Präferenz um.

Aus Sicht der Evolutionsbiologie ist Homosexualität ein Rätsel: Wäre sie erblich, hätte diese Eigenschaft infolge der natürlichen Selektion mit der Zeit verschwinden müssen - da sie der Fortpflanzung nicht eben förderlich ist. Dennoch ist Homosexualität in den meisten Kulturen bei Männern wie Frauen relativ häufig.

Frühere Studien hatten zudem gezeigt, dass Homosexualiät in manchen Familien gehäuft auftritt. Deshalb suchte man lange nach einem "Homosexuellen-Gen", das vererbt werden kann, die Suche nach einer entsprechenden Erbanlage blieb aber bis dato ohne Erfolg.

Anhängsel an der Erbsubstanz ist schuld
Laut William Rice von der University of California in Santa Barbara und seinen Kollegen sind bestimmte Anhängsel an der Erbsubstanz verantwortlich: Sie würden fälschlicherweise weitergegeben und so die Partnerpräferenz des anderen Geschlechts übertragen, berichten sie vorab online im Fachmagazin "The Quarterly Review of Biology".

"Dies ist der plausibelste Mechanismus für das Phänomen der menschlichen Homosexualität", sagte Koautor Sergey Gavrilets vom National Institute for Mathematical and Biological Sciences in Knoxville in einer Mitteilung des Instituts.

Werden epigenetische Marker vererbt?
Die Anhängsel, sogenannte epigenetische Marker, regulieren, wann und wie stark ein Gen aktiv ist. Normalerweise sind sie an ein Individuum gebunden und werden nicht vererbt. Gemäß jüngeren Studien können die Marker jedoch gelegentlich zwischen Generationen weitergegeben werden und zu Gemeinsamkeiten zwischen Verwandten führen.

Einige dieser Anhängsel dienen dazu, den Fötus im Uterus vor natürlichen Schwankungen der Geschlechtshormone zu schützen. Dies verhindert, dass männliche Föten verweiblicht werden und umgekehrt. Diese Marker können etwa die Ausprägung der Genitalien, der sexuellen Identität oder der Partnerpräferenz betreffen.

Wenn diese geschlechtsspezifischen epigenetischen Veränderungen aber von Vätern an Töchter oder von Müttern an Söhne weitergereicht werden, kehrt sich ihr Effekt um: Söhne erhalten einige weibliche Eigenschaften, beispielsweise die sexuelle Präferenz, Töchter erhalten männliche Eigenschaften.

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