Wahre Massemonster

Astronomen beobachten “letzten Kuss” zweier Sterne

Wissenschaft
21.10.2015 19:00
Belgische Astronomen haben den bisher heißesten und massereichsten Doppelstern entdeckt. Das Sternenpaar steht einander so nah, dass sich die beiden Oberflächen berühren, wie die Europäische Südsternwarte ESO in Garching bei München berichtet. Vermutlich sei dies "der letzte Kuss" der beiden Himmelskörper vor einem katastrophalen Ende.

Forscher um Hugues Sana von der belgischen Universität zu Löwen in Flandern stellen ihre Entdeckung mit dem Very Large Telescope (VLT) der ESO in Chile im Fachblatt "Astrophysical Journal" vor. Der junge Doppelstern namens VFTS 352 liegt rund 160.000 Lichtjahre (eines entspricht rund 9,46 Billionen Kilometern) entfernt im Tarantelnebel - einer der produktivsten Sternenfabriken unserer kosmischen Nachbarschaft - in der Großen Magellanschen Wolke.

Sterne haben 57-fache Masse der Sonne
Die beiden Sterne des Doppelsystems sind an der Oberfläche rund 40.000 Grad Celsius heiß und haben zusammen etwa 57-mal so viel Masse wie unsere Sonne. Sie teilen sich durch den engen Kontakt etwa 30 Prozent ihrer Masse.

Solche Systeme sind sehr selten, da diese Phase im Leben eines Sterns nur kurz andauert, weshalb es schwierig ist, sie auf frischer Tat zu ertappen. Weil die beiden Massemonster so nah beieinander liegen, nehmen die Astronomen an, dass starke Gezeitenkräfte die Materie im Inneren der Sterne durchmischen.

Ende als Riesensonne oder Schwarze Löcher
In der weiteren Entwicklung sind laut ESO zwei Schicksale denkbar: Entweder die Sterne verschmelzen zu einer Riesensonne, die in einer der energiereichsten Explosionen des Universums enden könnte. Oder sie entgehen der Verschmelzung und explodieren einzeln in einer Supernova, wobei jeweils ein Schwarzes Loch zurückbliebe.

Bei einer solch extrem hellen Explosion schleudern Sterne am Ende ihrer Lebenszeit ihre Hülle ins All; der Kern kann zu einem Schwarzen Loch zusammenstürzen. So könnte im Tarantelnebel ein außergewöhnlich enges Doppelsystem aus Schwarzen Löchern entstehen, das eine starke Quelle sogenannter Gravitationswellen wäre.

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