Viren zurückgekehrt

Angeblich von HIV geheiltes Kind wieder erkrankt

Wissenschaft
11.07.2014 09:52
Herber Rückschlag für die Aids-Forschung: Bei einem von HIV geheilt geglaubten Kleinkind in den USA ist der Erreger zurückgekehrt. Nach zwei Jahren ohne Medikamente, in denen praktisch keine Viren im Körper des vierjährigen Mädchens nachweisbar waren, sei der Erreger nun wieder aufgetaucht, teilten die Ärzte des Kindes an der Universität von Mississippi am Donnerstag mit.

"Das ist natürlich eine enttäuschende Wende für das Kind, für seine Ärzte und für die gesamte Aids-Forschung", sagte der Direktor des US-Forschungsinstitutes für ansteckende Erkrankungen und Allergien (NIAID), Anthony Fauci. Bei dem als "Mississippi-Mädchen" bekannt gewordenen Säugling war die Behandlung mit Medikamenten gegen das HI-Virus nach 18 Monaten abgebrochen worden und es hatte im Frühjahr vergangenen Jahres als "funktionell geheilt" gegolten.

Bei einer Routine-Untersuchung Anfang dieses Monats seien dann allerdings wieder HI-Viren im Körper der Vierjährigen entdeckt worden, teilte die Universität von Mississippi mit. "Es war wie ein Tritt in den Magen, als wir die Testergebnisse gesehen haben", sagte die behandelnde Ärztin des Kindes, Hannah Gay (kleines Bild). Das Mädchen müsse nun wieder behandelt werden. "Ich bin aber sicher, dass es ein langes und gesundes Leben haben wird", sagte die Medizinerin. "Die Suche nach einem Heilmittel ist wie ein riesiges Puzzle." Leider habe man nun doch nicht das letzte Puzzleteil gefunden.

Kind wurde von der Mutter angesteckt
Das Mädchen war 2010 in einer ländlichen Gegend im US-Bundesstaat Mississippi zur Welt gekommen. Seine Mutter war HIV-positiv, wusste davon aber nichts. Nachdem Tests die Infektion nachgewiesen hatten, begannen die Ärzte rund 30 Stunden nach der Geburt damit, das Baby mit einer Kombination aus drei Medikamenten zu behandeln - üblich ist bei Neugeborenen von HIV-positiven Müttern eine etwa vierwöchige Einfachprophylaxe.

Bereits nach einem Monat seien die Viren kaum noch im Körper des Kindes nachweisbar gewesen, berichteten die Mediziner im März vergangenen Jahres (siehe Infobox). Deborah Persaud vom Uniklinikum in Baltimore sagte damals, offenbar habe die sehr frühe Behandlung dafür gesorgt, dass sich bei dem Kleinkind keine schwer zu behandelnden verborgenen Viren-Reservoirs bilden konnten. "Das ist der Beweis, dass es grundsätzlich möglich ist, Kinder mit einer HIV-Infektion zu heilen", so Persaud damals.

Norbert Vetter, HIV-/Aids-Experte am Otto-Wagner-Spital in Wien, hatte schon damals erklärt, dass der Fall "eine interessante Einzelbeobachtung" sei, es aber "nicht möglich und gefährlich" sei, daraus Konsequenzen abzuleiten. Anders als Persaud war Vetter der Meinung, dass die Nachbeobachtungszeit zu kurz sei, um von einer Heilung zu sprechen - und er sollte, wie sich nun zeigte, recht behalten.

Erinnerungen an "Berliner Patienten"
Die bisher einzige anerkannte Heilung eines Aids-Patienten ist damit der Fall des US-Bürgers Timothy Ray Brown, bei dem in den 1990er-Jahren in Berlin Aids diagnostiziert worden war. Die Heilung setzte bei dem als "Berliner Patient" bekannt gewordenen Brown ein, nachdem ihm Spender-Knochenmark transplantiert worden war, das eine seltene genetische Veränderung aufwies.

Wenn infizierte Mütter eine antiretrovirale Therapie erhalten, wird in den meisten Fällen eine Infektion des Neugeborenen verhindert. Derzeit sterben weltweit jährlich rund 1,7 Millionen Menschen an Aids und den Folgeerkrankungen. Neuinfektionen mit dem HI-Virus sind innerhalb eines Jahrzehnts um 19 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Aids-Toten ist seit dem Jahr 2005 um 26 Prozent gesunken.

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