MedUni-Umfrage

91 Prozent der Gäste stört das Rauchen in Lokalen

Wissenschaft
21.02.2011 15:27
Eine Umfrage der Medizinischen Universität Wien unter 1.590 Besuchern von Wiener Gaststätten hat ergeben, dass sich 91 Prozent der Gäste von Zigarettenrauch belästigt fühlen. Bei den Nichtrauchern sind es fast hundert Prozent, bei den Rauchern mehr als 80 Prozent. Laut der Studie spricht sich die Mehrheit der Befragten auch für ein generelles Rauchverbot aus. Diesem Ergebnis kann sich der Gastronomie-Fachverband allerdings nicht anschließen.

Die Mehrheit der Befragten sprach sich für ein generelles Rauchverbot in Lokalen aus, hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. "Wir haben 1.590 Personen in 81 Wiener Lokalen befragt. Es waren zu 52 Prozent Frauen, zu 48 Prozent Männer. Nichtraucher waren 52 Prozent, Gelegenheitsraucher zehn Prozent und Raucher 38 Prozent", sagte Maria-Anna Gasser, Autorin einer Diplomarbeit, in deren Rahmen sie die Umfrage durchführte. Die Befragung erfolgte anhand eines Fragebogens, der vom Institut für Medizinische Psychologie in Graz erstellt wurde.

Egal ob Raucher oder Nichtraucher, verrauchte Lokalen sowie schlechte Luft beim Essen und als "Begleitmusik" in Form von später stinkender Kleidung sind offenbar "out". Maria-Anna Gasser: "Mehr als 90 Prozent der Befragten fühlen sich durch Rauch in irgendeiner Form belästigt. Bei den Nichtrauchern sind es fast hundert Prozent, bei den Rauchern auch über 80 Prozent."

Weiteres Ergebnis unter den Probanden, die einen höheren Anteil an Tabakkonsumenten hatten als die Allgemeinbevölkerung in Österreich: "Insgesamt spricht sich derzeit die Mehrheit der Befragten für ein generelles Rauchverbot in Lokalen aus, und zwar 70 Prozent der Nichtraucher, 47 Prozent der Gelegenheitsraucher und 25 Prozent der Raucher." 58 Prozent der Befragten waren mit den derzeit in Österreich geltenden Regelungen unzufrieden, so die Studienautorin.

Fachverband verweist auf andere Umfrageergebnisse
Beim Fachverband der Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich kann man sich den Aussagen der Wissenschaftler nicht anschließen: "Wir haben erst vor Kurzem eine repräsentative Umfrage des Market-Instituts präsentiert, die zu anderen Ergebnissen kommt", erklärte ein Sprecher. Demnach halten derzeit 74 Prozent der Bevölkerung das "Miteinander" von Rauchern und Nichtrauchern für "zufriedenstellend" oder "eher zufriedenstellend". Für 21 Prozent hingegen ist das Gesetz "eher nicht zufriedenstellend" oder "gar nicht zufriedenstellend".

Hier - so der Sprecher - habe sich eine deutliche Erhöhung der Zustimmung - nämlich um elf Prozentpunkte - im Vergleich zum Jahr 2009 ergeben. Der Anteil der mit den derzeitigen Regelungen gar nicht zufriedenen Lokalbesucher sei von 21 auf sechs Prozent gesunken. Der Vertreter des Fachverbandes: "Gäste und Betriebe müssen sich auf die gesetzlichen Regelungen verlassen können." Die Gastronomie habe hohe Aufwendungen für die Trennung in Raucher- und Nichtraucherbereich getätigt. Dies würden auch 90 Prozent der Lokalbesucher anerkennen.

Hohe Feinstaubbelastung in Raucherlokalen
Zusätzlich zur Umfrage der Medizinischen Universität wurden in Wien in Lokalen, in denen geraucht wurde, Luftmessungen durchgeführt. Die Messungen ergaben eine extrem hohe Feinstaubbelastung. Manfred Neuberger, Leiter der Abteilung für Präventivmedizin am Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien: "Der Grenzwert für die Feinstaubbelastung in der Umgebungsluft liegt bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. In einem mittel belasteten Raucherlokal haben Sie Belastungen von 600 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft." Am reinsten ist die Luft in dieser Beziehung in kompletten Nichtraucherlokalen, so eine Untersuchung des Instituts in Wien in 112 Gastronomiebetrieben, denn auch abgetrennte Raucherzonen belasten auch die Luft in den Nichtraucherarealen.

Für ein allgemeines Rauchverbot spricht sich auch Gerald Maurer, Chef der Universitätsklinik für Kardiologie am AKH Wien, aus: "Die Einführung eines generellen Rauchverbots reduziert die Herzinfarktrate drastisch, innerhalb des ersten Jahres um zehn bis 20 Prozent. Anscheinend reagieren bei uns die Politiker nicht so sehr auf Fakten als auf Lobbyismus. Österreich ist eine 'Insel der seligen Raucher'."

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