MAN verliert Auftrag

Rückkehr der Kurzarbeit wegen Kreml-Sanktionen

Wirtschaft
08.09.2014 16:23
Die sich verschärfende Sanktionsspirale zwischen Russland und der EU kommt Österreich teuer zu stehen. Beim Krisengipfel mit den Sozialpartnern will die Regierung am Mittwoch Maßnahmen finden, um den Schaden abzumildern. Dass dabei auch die Wiedereinführung der Kurzarbeit in manchen Branchen unausweichlich ist, wurde bereits am Montag offensichtlich: Der Fahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN schickt wegen eines geplatzten Russland-Auftrags 2.000 Beschäftigte in Steyr in die Kurzarbeit - ab Oktober vorerst für sechs Monate.

"Es werden wirtschaftlich unangenehme Konsequenzen auf uns zukommen", so Bundeskanzler Werner Faymann, der nach anfänglicher Zurückhaltung nun auch auf einen härteren Sanktionskurs gegen Russland umgeschwenkt ist. Laut Berechnungen verschiedener Wirtschaftsinstitute drohen Österreichs Wirtschaft Verluste in Milliardenhöhe (siehe Story in der Infobox).

Für Mittwoch hat die Regierung deshalb einen Krisengipfel mit den Sozialpartnern einberufen, dabei soll ein Programm mit Alternativen für die Wirtschaft erarbeitet werden. Neben Faymann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner nehmen die Minister Josef Ostermayer und Rudolf Hundstorfer sowie Gewerkschaftsbundpräsident Erich Foglar, Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske, die Chefs der Wirtschafts- und der Landwirtschaftskammer, Christoph Leitl und Hermann Schultes, sowie Industriellenboss Georg Kapsch teil.

Alle Strategien der Wirtschaftskrise
Wie ernst die Lage ist, zeigt das Spektrum der angedachten Maßnahmen. Wie die "Krone" erfuhr, sollen sämtliche Strategien, die bereits in der akuten Phase der Wirtschaftskrise angewandt wurden, nun auch wieder zum Tragen kommen. So etwa die Kurzarbeit für besonders betroffene Branchen, die enge Export-Verbindungen zu Russland haben. Dazu zählen vor allem Maschinen- und Anlagenbauer, Hersteller chemischer Produkte sowie von Arzneimitteln.

Eingerichtet werden soll eine sogenannte Beobachtungsgruppe, die die richtigen Maßnahmen auslotet. Denkbar und möglich sei so gut wie alles, das die dramatischen Folgen der Sanktionspolitik eindämmen könnte. Von einem leichteren Zugang zu Krediten bis zum Finden anderer Märkte und dem Herstellen von dafür benötigten Kontakten.

Kein Spielraum für direkte Zahlungen
Wirtschaftskammerpräsident Leitl hatte bereits Ende August ein umfassendes Krisenpaket gefordert. Dieses solle Sozialpläne für Mitarbeiter und öffentliche Haftungen für Betriebe enthalten. Direkte Hilfszahlungen aus der Staatskasse können sich die Firmen jedoch nicht erwarten - dafür gebe es budgetär nicht viel Spielraum, heißt es vor dem Krisengipfel.

MAN schickt 2.000 Beschäftigte in Kurzarbeit
Am Montag wurde unterdessen bekannt, dass beim Lkw-Bauer MAN in Steyr ab Oktober für vorerst sechs Monate rund 2.000 der 2.400 Beschäftigten kurzarbeiten sollen, wie die "Oberösterreichischen Nachrichten" auf ihrer Website berichteten. Die Belegschaft ist demnach über die Maßnahme informiert worden. Als Grund wurde unter anderem die Russland-Krise angegeben. Die genaue Ausgestaltung, etwa wie viel die Reduktion der Arbeitszeit beträgt, ist noch Gegenstand von Verhandlungen mit dem Arbeitsmarktservice.

Laut dem Bericht rechnet MAN nicht damit, dass 500 für den russischen Markt vorgesehene Lkws tatsächlich noch heuer in Auftrag gegeben werden - was das Fass zum Überlaufen gebracht habe. "Zwischen April und Juli hatten wir ein übliches Geschäft. Nach dem Sommer fehlen aber die Neuaufträge - und zwar dramatisch", wird der Betriebsratsvorsitzende Erich Schwarz zitiert. Die Belegschaft sei jedenfalls nicht überrascht gewesen, so Schwarz.

MAN-Sprecher: "Gesamtmarkt nicht gut, Russland auch nicht"
MAN-Unternehmenssprecher Stefan Klatt begründete die Maßnahme am Montagnachmittag mit der "allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung in Europa". Die Auftragseingänge seien gesunken, beziffern wollte er den Rückgang nicht. Die Ukraine-Krise und die Sanktionen gegen Russland sieht er nicht als Hauptgrund für die Kurzarbeit. "Der Gesamtmarkt ist nicht gut, Russland auch nicht."

Österreichweit waren per Ende August übrigens rund 1.300 Beschäftigte in 14 Unternehmen auf Kurzarbeit, wie das AMS mitteilte.

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