Die Familie hat großbürgerliche bzw. adelige Wurzeln. Heinrich Treichl selbst haftete noch das elitäre Image des "Bankiers" an. Zwei Weltkriege und mehrere dramatische Wirtschaftskrisen hat er überlebt. Bis ins hohe Alter war Treichl fit und streitbar.
Die Finanzkrise 2008 sah er auf den ersten Blick ähnlich wie die in den 1930er-Jahren. Neue Finanzanlagekonstrukte und deren spätere Rolle in den Bankenkrisen waren eines der wenigen Dinge, die ihm offenbar Angst einjagten: "Ich habe eine gewisse Scheu gehabt, als ich versuchte zu verstehen, welche wirklichen Risiken in den neuen Instrumenten der Veranlagung liegen", sagte er 2008. "Undurchschaubar" und "unheimlich" war ihm das.
Sohn einer Baronesse und eines Bankiers
Der am 31. Juli 1913 in Wien geborene Heinrich Treichl war Sohn einer Baronesse von Ferstel. Sein Vater stammte aus dem Pinzgau, war später Bankier. Die Bankierskarriere schlug trotz des Schocks um die Biedermann-Bank in den 1920er-Jahren, wo die Familie ihr Geld verlor, auch Sohn Heinrich ein. Er erhielt seine Ausbildung zunächst in Wien und in Frankfurt, absolvierte Gymnasium und Universität. 1936 wurde er Devisenhändler bei einer Großbank in Paris, danach war er u.a. bei der Länderbank in Wien tätig.
Im Krieg wurde er zur Wehrmacht eingezogen, er desertierte in Paris und kam schließlich in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Sein jüngerer Bruder Wolfgang starb als Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime 1944.
1958 Wechsel zu Creditanstalt
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Heinrich Treichl zehn Jahre lang im Verlagsgeschäft tätig, wo er auch seine Frau kennenlernte. 1956 wechselte er als Finanzchef in die damalige österreichische "Verstaatlichten-Holding". 1958 kam er in die Creditanstalt, wo er vier Jahre später Vorstand und 1970 Generaldirektor wurde - bis er 1981 dort vom Sozialdemokraten Hannes Androsch abgelöst wurde. Dem Generalrat der Nationalbank gehörte Treichl noch gut zehn Jahre länger an.
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